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Pankower Rathäuser

Rathaus Pankow
Rathaus Pankow © tic / Friedel Kantaut

Rathaus Pankow

Die Rathäuser in Berlin-Pankow zeugen von der wechselhaften Geschichte der Stadt, des heutigen Bezirks und seiner Ortsteile. Unterschiedlich genutzt und benutzt, verkörpern sie zugleich ihr Licht und ihren Schatten.

Das heutige Rathaus Pankow wurde als Verwaltungssitz der gerade entstandenen Stadtgemeinde Pankow bei Berlin in den Jahren 1901 bis 1903 erbaut. Das repräsentative Gebäude zeugte vom Selbstbewusstsein ihrer Bürgerschaft. Architekt Wilhelm Johow stattete ihn zeitgeisttypisch mit Elementen unterschiedlicher Stilrichtungen aus: Neogotik, Neobarock und Jugendstil wechseln sich ab. Die Sandplastiken an den turmartigen Vorsprüngen der Außenfassade stellen die Bürgertugenden Ehre, Fleiß, Gerechtigkeit und Mildtätigkeit dar. Reichverzierte Wandpaneele, Kassettendecke und Gemälde prägten die Ratssäle. Zunächst nur für Büro-, Dienst- und Sitzungsräume, wurden in den Folgejahren Archiv, Bank und Polizeirevier angebaut, der Ratskeller ausgebaut.

Zum Ende des 2. Weltkrieg wurde das Rathaus bis 1950 sowjetische Kommandantur. Danach war es wieder Rathaus und nahm nach dem Abriss des Fischerkiez' in Berlin-Mitte 1979 das Trauzimmer von dessen Standesamt auf. Diese beliebte Räumlichkeit wurde 1902 von Stadtbaurat Ludwig Hoffmann geschaffen, der seinerzeit zahlreiche Berliner Kommunalbauten prägte. Säle, Foyer und Treppenhaus zeugen von einstiger Pracht. Der Ratskeller ist noch zu sanieren, der Innenhof bereits für Events nutzbar.

Rathaus Pankow, Aussenansicht
Rathaus Pankow © tic / Friedel Kantaut
Rathaus Pankow, Großer Ratssaal
Rathaus Pankow, Großer Ratssaal © BA Pankow
Pankow Rathaus - Trauzimmer
Pankow Rathaus - Trauzimmer © BA Pankow

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Rathaus für Heinersdorf

Im angrenzenden Ort Heinersdorf sollte der 1910 errichtete Wasserturm zugleich als Turm eines noch zu errichtenden Rathauses dienen.

Durch den Baustopp im 1. Weltkrieg, die Heinersdorf' Eingemeindung nach Berlin 1920 und neue Technik beendeten jene Planungen. Im 2. Weltkrieg als Flakturm genutzt, wurde der Turm im folgenden Kalten Krieg zum Aushorchen des Westberliner Flugverkehrs umfunktioniert. Heute harrt er neuen Nutzungen.

Heinersdorf Wasserturm & Rathaus
Heinersdorf Wasserturm & Rathaus © TIC

Rathaus für Weißensee

Im Ortsteil Weißensee  ist von seinen Vorgängern nur das letzte Rathaus in der Berliner Allee 252/260 erhalten. Die Chemische Apparatefabrik Carl-Otto Raspe liess ihren Verwaltungssitz von Architekt Richard Schubert 1941 auf einstigem Laubengelände errichten. Ab 1943 kamen dort die ausgebombten Askania-Werke hinzu. Beide Rüstungsbetriebe stellten für die Luftwaffe Apparaturen wie z.B. Navigationsgeräte her.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Fabrikproduktion demontiert, das Gebäude kurzzeitig Rathaus und dann Hauptverwaltung der Sowjetischen Aktiengesellschaften in (Ost-)Deutschland.  Während der DDR richtete das Ministerium für Staatssicherheit dort eine Dienststelle ein, von der heute noch der Wachturm an der Industriebahn zeugt.

Nach der friedlichen Revolution wurde es 1991 erneut Rathaus sowie Finanzamt. Der einstige Rüstungsbetrieb beherbergt seit der Bezirksfusion 2001 Ämter der Bezirksverwaltung und neben Büros auch Ateliers.

Weissensee Rathaus, Aussenansicht
Weissensee Rathaus, Aussenansicht © TIC

Rathaus für Prenzlauer Berg

Anders entstand das vormalige Rathaus Prenzlauer Berg in der Fröbelstraße 17. Als Außenbezirk vor den Toren Berlins nahm der heutige Ortsteil viele ärmere Menschen der wachsenden Reichshauptstadt auf. Mangelerkrankungen und Obdachlosigkeit prägten die Metropolenbildung. In der Mitte Prenzlauer Bergs entstand so ein "Städtisches Hospital- und Siechenhaus". Die Klinkerbauten errichtete Stadtbaurat Hermann Blankenstein 1886 bis 1889 nach damals modernen Hygienestandards mit 500 Krankenhausbetten und 1000 Pflegeplätzen einschließlich einer Totenkapelle.

Die anschließend wegweisende Jugendfürsorge und Sozialarbeit während der Weimarer Republik wurde 1933 von den Nazis sofort beseitigt.  Alles wurde zum Rathaus, das Kranken- und Siechenhaus in die Krankenhausstadt Buch verlegt. In seinem Haus 3 wurden als "Erbgesundheitspflege" behinderte Menschen sterilisiert.

Mit Kriegsende zog die Sowjetische Militärkommandantur ein. Im Haus 3 verhörte und inhaftierte sie vorgebliche Gegner der Besatzungsmacht. Als Haftstätte nutzte ab 1950 die DDR-Staatssicherheit jene Keller weiter. Der restliche Teil des Geländes wurde wieder zum Rathaus, nahm die SED-Kreisleitung und später das Arbeitsamt auf. Heute sind dort Ämter der Bezirksverwaltung und das Bezirksparlament untergebracht.

Historisches Hospital
Historisches Hospital © tic / Giulia Gambetta

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