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Historisches Stummfilmkino Delphi
Historisches Stummfilmkino Delphi © tic / Friedel Kantaut

Filmgeschichte in Pankow

Für die meisten gilt Paris als die Geburtsstätte des Films. Doch zeitgleich zu den Franzosen bereitet man auch im ehemaligen Berliner Arbeiterbezirk Prenzlauer Berg den Weg für die Entstehung des modernen Kinos.

1892 macht der Fotograf Max Skladanowsky mit dem Kurbelkasten erste bewegliche Aufnahmen von seinem Bruder Emil auf dem Dach des Hauses in der Schönhauser Allee 146/Ecke Kastanienallee. Neugierige Fußgänger finden heute an dieser historischen Stelle einen Filmstreifen aus Pflastersteinen mit dem Namen der Berliner Filmpioniere. Schon 1895 veranstalten die Gebrüder Skladanowsky mit dem Bioskop die weltweit erste 15-minütige Filmvorführung vor zahlendem Publikum im Varieté Wintergarten.

Das damals noch arme Viertel war ein Experimentierort für Filmaufnahmen und erfuhr im Laufe eines Jahrhunderts einen sozialen und architektonischen Wandel, der in Filmen neben den eigentlichen Sujets festgehalten wird. Bei den Filmemachern gilt der Stadtteil als die authentischste Kulisse um dem Publikum das Berliner Leben näher zu bringen. Die vom Krieg relativ verschonten Altbauten, abblätternde Fassaden und versteckte Hinterhöfe besaßen Persönlichkeit und waren vor allem für die DEFA-Regisseure ein kontrastreiches Gegenstück zu den charakterlosen Plattenbauten der DDR. Die Lebensformen der hier wohnenden Filmhelden geben über Generationen den Eindruck, sehr typisch für die Verhältnisse der Jugend in der Metropole ihrer Zeit zu sein.

 Aufwendigere Produktionen konnten im größeren Lixie-Film-Atelier im Stadtteil Weißensee in der Franz-Josef-Straße 9-12 realisiert werden. Mit dem 1919 gedrehten Stummfilmklassiker „Das Cabinet des Dr. Caligari“ von Robert Wiene wurzelt hier das in den 20er-Jahren aufblühende Genre des expressionistischen Films. Heute erinnert der Caligari-Platz an die Bedeutung des historischen Ortes.

Als exemplarische Eckpfeiler der Pankower Filmgeschichte lassen sich drei herausragende Werke bezeichnen, die im Abstand von etwa 25 Jahren gedreht wurden und die Veränderungen der Ost-Berliner Schauplätze dokumentieren: „Berlin – Ecke Schönhauser“ (1957), „Solo Sunny“ (1980) und „Sommer vorm Balkon“ (2006).

Mit der Prenzlauerberginale hat die berühmte Filmkulisse in Pankows Süden sogar ein eigenes Filmfestival, bei dem ausschließlich Filme gezeigt werden, die hier gedreht wurden.

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