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Rathaus Pankow
Rathaus Pankow © tic / Friedel Kantaut

Rathaus Pankow

Der Verwaltungsbau, in den Jahren 1901 bis 1903 erbaut, zeugt vom Selbstbewusstsein der Pankower Bürgerschaft. Die besondere Attraktion des Rathauses ist das Trauzimmer.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Einwohnerzahl Pankows sprunghaft angestiegen, im Jahre 1900 auf 21 524 Bürger. Das Grundstück in der Breite Strasse erwarb die Gemeinde 1896. Am 12. Juli 1901 wurde der Grundstein gelegt und am 18. April 1903 das neue Rathaus mit einem Festessen offiziell eingeweiht, bei dem die Ehefrauen der eingeladenen Honoratioren von der Empore aus zusehen mussten. Neben den damals 90 Büroräumen, drei Sitzungssälen und der Dienstwohnung des Bürgermeisters gibt es noch heute in dem Bau den Ratskeller und das Standesamt, die im Herbst 1902, ein halbes Jahr vor der Einweihung, eröffnet wurden. Den Architekturwettbewerb für das Rathaus hatte der Pankower Architekt Wilhelm Johow (1874-1960) gewonnen. Der dreigeschossige Verblendbau weist Elemente unterschiedlicher Stilrichtungen auf (Eklektizismus). Er besteht aus roten Klinkersteinen und rotem Sandstein und besitzt einen Sockel aus schlesischem Granit. Das Rathausdach war ursprünglich mit Kupfer gedeckt, das im Ersten Weltkrieg als kriegswichtiger Rohstoff wieder entfernt wurde. Die Figur „Der Sämann“ schuf der Pankower Bildhauer Viktor Burbott. Die Sandsteinplastiken des Pankower Bildhauers Sponar auf den turmartigen Vorsprüngen stellen die Bürgertugenden „Gerechtigkeit“, „Bürgerfleiß“, „Bürgerehre“ und „Mildtätigkeit“ dar. Das Rathaus erlebte mehrere Um- und Ausbauphasen. 1908 bis 1910 und 1919 wurden weitere Räume errichtet, 1918 bis 1920 der Ostflügel angebaut (Architekten: Carl Fenten, Rudolf Klante), 1927 bis 1930 der westlichen Anbau errichtet (Rudolf Klante, Alexander Poetschke), in dem Büros, Verwaltungsbibliothek, Archiv, Stadtbank und ein Polizeirevier untergebracht waren. 1937 wurden das Ziegeldach durch ein Schieferdach ausgetauscht und der Ratskeller ausgebaut, zwischen 1952 und 1983 verschiedene Aus- und Einbauten (Fahrstuhl) vorgenommen, 1978 die Rathaustürme in Kupfer neu eingedeckt sowie 1989 zum dritten Mal seit 1903 die Treppenhausfenster neu gestaltet. Das Trauzimmer entwarf der Architekt und Stadtbaurat Ludwig Hoffmann (1852-1932), der Begründer des Berliner Kommunalbaus. Es befand sich ursprünglich in dem 1899 bis 1902 errichteten, 1974 abgerissenen Standesamt Fischerstraße (An der Fischerbrücke 1a) in Berlin-Mitte. 1979 wurde das umfassend restaurierte und teilweise ergänzte Trauzimmer in das Rathaus eingebaut. Die Ölbilder stammen von Ludwig von Hofmann (1861-1945), die Schnitzarbeiten der eichenen Wandpaneele und die Kassettendecke von Ernst Westphal (1851-1926).

© Ulrich Werner Grimm

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