Kollwitzplatz
Der gründerzeitliche Schmuckplatz mit einem Mittelrondell gilt als einer der schönsten Plätze Berlins. Kollwitzplatz und Kollwitzstraße erhielten ihren Namen 1947 zu Ehren der Grafikerin, Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz (1867-1945).
Ab 1875 hieß der Platz nach der im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 eroberten Stadt Wörth im Elsass. Der Wörther Platz und umliegende Straßen wurden Elsaß-Lothringen-Viertel genannt. Sein heutiges Aussehen erhielt der Platz 1887 nach einem Entwurf des Stadtgartendirektors Hermann Mächtig (1837-1909). Viele Offiziere aus Kasernen rund um den Alexanderplatz hatten hier ihre repräsentativen Wohnungen. Im Volksmund hieß der Platz nun „Generalsviertel“. Käthe Kollwitz lebte und arbeitete ab 1891 mit ihrem Ehemann, dem bekannten Armenarzt Dr. Karl Kollwitz (1863-1940), in der Weißenburger Straße 25 (heute Kollwitzstraße 56a). Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff 1943 zerstört. 1950 wurde der Platz nach Entwürfen des Gartenarchitekten Reinhold Lingner (1902-1968) umgestaltet. Das um 1960 aufgestellte Käthe-Kollwitz-Denkmal aus Bronze in der Platzmitte gestaltete Gustav Seitz (1906-1969) nach einem Selbstporträt der Künstlerin von 1938. Die Skulptur (Guss: Bildgießerei Seiler) gehört zu den Meisterleistungen der deutschen Bildhauerkunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das besondere Flair des Platzes mit dem angrenzenden Jüdischen Friedhof zog seit den 1960er Jahren Studenten, Künstler und Intellektuelle der DDR an, die den Ruf und die Atmosphäre des Stadtteils nachhaltig prägten. Ein Experimentierfeld für Kunst, Literatur und alternative Lebensentwürfe entstand. Die DDR-Bürgerbewegung hat hier wichtige Impulse erhalten und Orte der Kommunikation geschaffen. Kirchliche und andere Gruppen entwickelten selbstbestimmt Aktionen zum Bau von Spielplätzen, zur Begrünung von Hinterhöfen und zur Erhaltung von Grünanlagen. Nördlich des Platzes wurden von der Husemannstraße bis zur Sredzkistraße anlässlich des 750. Gründungsjubiläums Berlins 1987 die Fassaden, Geschäfte, Gaststätten, Laternen und Straßenschilder im Stil des Jahres 1900 rekonstruiert sowie 500 Wohnungen modernisiert. Die meisten der alten Häuser im Stadtteil waren in der DDR-Zeit aber so vernachlässigt, dass ein Neubau billiger erschien als eine Altbau-Rekonstruktion. So hatten die Behörden weiträumige Abrisse geplant, gegen die sich Anwohner bis zum Ende der DDR erfolgreich engagierten.
© Ulrich Werner Grimm