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Jüdischer Friedhof Weißensee
Jüdischer Friedhof Weißensee © tic / Friedel Kantaut

Jüdischer Friedhof Weißensee

Der Jüdische Friedhof in Berlin-Weißensee ist der größte erhaltene jüdische Begräbnisort Europas. 

Der heute unter Denkmalschutz stehende Friedhof wurde 1880 eingeweiht. Auf dem 42 Hektar großen Gelände befinden sich 115 000 Grabstellen. Das umfangreiche Wegesystem unterteilt 120 Grabfelder. Haupt- und Nebenwege sind als Alleen angelegt. Entlang der Hauptwege und an Ehrenreihen stehen monumentale Grabmale jüdischer Berliner Bürger. Die Begräbnisarchitektur offenbart das Selbstverständnis des jüdischen Bürgertums am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Eingangsbauten und Trauerhalle entstanden nach Entwürfen des Architekten Hugo Licht (1841-1923). Die 1992 gestaltete Gedenkanlage im Eingangsbereich erinnert an die zwischen 1933 und 1945 ermordeten sechs Millionen europäischen Juden. Allein in Berlin waren von 160 000 Juden über 55 000 Juden ermordet worden. Auf dem Friedhof sind über 1650 Juden bestattet, die sich in der Zeit der Nazi-Diktatur aus Verzweiflung selbst das Leben nahmen. In einem 1941 angelegten Urnensonderfeld (Abteilung 7) ist die Asche von 283 in Konzentrationslagern ermordeten Juden bestattet. Namen anderer Opfer wurden von ihren Angehörigen auf Grabsteinen hinzugefügt. In der Nähe des zweiten, 1924 eingerichteten und heute geschlossenen Friedhofseingangs an der Indira-Gandhi-Straße befindet sich seit 1914 das Ehrenfeld für die 12 000 (3 500 aus Berlin) im Ersten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten. Auf dem Friedhof sind über 500 gefallene und an Kriegsfolgen verstorbene jüdische Soldaten beigesetzt, davon 395 auf dem Ehrenfeld. Der drei Meter hohe, von Gemeindebaumeister Alexander Beer (1873-1944) geschaffene „Gedenkaltar“ aus Muschelkalkstein wurde 1927 durch Rabbiner Leo Baeck (1873-1956) eingeweiht. Die Bundeswehr pflegt die Anlage regelmäßig und gedenkt dieser Gefallenen mit einer Zeremonie am Volkstrauertag. Die 750 Meter lange Friedhofsmauer aus Betonfertigteilen mit Menora-Dekor an der Indira-Gandhi-Straße wurde 1983/84 nach einem Entwurf des Architekten Gerd Pieper errichtet. Seit 1961 befinden sich auch die Grabsteine des aufgelassenen Köpenicker Judenfriedhofes auf dem Friedhof in Weißensee. Die zum Friedhofseingang führende Straße ist nach dem deutsch-jüdischen Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Herbert Baum (1912-1942) benannt. Auf dem Friedhof befinden sich seine Ehrengrabstätte des Landes Berlin und ein Gedenkstein für ihn und 27 ermordete Mitglieder der Herbert-Baum-Widerstandsgruppe. Der Platz am Haupteingang trägt den Namen des jüdischen Pädagogen Markus Reich (1844-1911), des Gründers der Israelitischen Taubstummenanstalt.
 
Zu den auf dem Friedhof bestatteten Prominenten gehören unter anderen der Schriftsteller Micha Josef Bin Gorion (eigentlich Berdyschewski, 1865-1921), der Philosoph Hermann Cohen (1842-1918), der Verleger Samuel Fischer (1859-1934), der Zigarettenfabrikant Josef Garbáty-Rosenthal (1851-1939), der Mediziner Albert Fraenkel (1848-1916), der Schriftsteller Stefan Heym (1913-2001), der Politiker Max Hirsch (1832-1905), der Gastronom Berthold Kempinski (1843-1910), der Komponist Louis Lewandowski (1821-1894), die Frauenrechtlerin Lina Morgenstern („Suppen-Lina“, 1830-1909), der Verleger Rudolf Mosse (1843-1920), der Rabbiner Martin Riesenburger (1896-1965), der Warenhausgründer Hermann Tietz (1837-1907), der Maler Lesser Ury (1861-1931), der Journalist Theodor Wolff (1868-1943).
 

© Ulrich Werner Grimm

Öffnungszeiten

Montag 7:30 – 16:00
Dienstag 7:30 – 16:00
Mittwoch 7:30 – 16:00
Donnerstag 7:30 – 16:00
Freitag 7:30 – 14:30
Sonntag 8:00 – 16:00

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