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Friedhofspark Pappelallee
Friedhofspark Pappelallee © tic / Andreas Schmidt

Friedhofspark Pappelallee

Der ehemalige Friedhof der Freireligiösen Gemeinde zwischen Pappelallee und Lychener Straße wird heute als öffentlicher Park genutzt.

1848 angelegt, diente der Friedhof bis 1933 als Begräbnisstätte der Freireligiösen. Ihr Motto „Schafft hier das Leben gut und schön. Kein Jenseits ist, kein Aufersteh’n“ ist seit 1873 an der Innenseite des Eingangstores zu lesen. Die Freireligiöse Gemeinde entstand 1845 als Abgrenzung zur katholischen Kirche. Staatlicherseits wurden sie immer wieder verfolgt. Die Nazis lösten die Freireligiöse Gemeinde 1934 auf und enteigneten sie. Gedenktafeln erinnern daran, dass 1945 auf dem Friedhof 90 Opfer des Zweiten Weltkrieges in Massengräber beigesetzt wurden, darunter Zivilisten, deutsche und sowjetische Soldaten. In der DDR war die Gemeinde nicht zugelassen. Der Friedhof wurde von der Stadt verwaltet. Der Ost-Berliner Magistrat beschloss 1952 die öffentliche Nutzung des Friedhofs nach Ablauf der Liegefristen im Jahr 1990. Die letzten Beerdigungen fanden 1970 statt. Seit 1978 steht der Friedhof unter Denkmalschutz. Nach der Wende in der DDR 1989/90 forderten Anwohner und ein Bürgerkomitee, den Friedhof zu erhalten. Eine ökologische und soziale Belange berücksichtigende Umgestaltung sollte auf das historische Erbe Rücksicht nehmen und an die Freireligiöse Gemeinde erinnern. Ab 1993 wurde der Friedhof zu einem öffentlichen Park mit Spielplatz umgestaltet und 1995 der Öffentlichkeit übergeben. Grabmale historischer Persönlichkeiten wurden gestalterisch platziert, wie die der Frauenrechtlerin Agnes Wabnitz (nicht wie auf dem Grabstein 1842, sondern 1841-1894) und des ADAV-Präsidenten, SPD-Vorsitzenden und Reichstagsabgeordneten Wilhelm Hasenclever (1837-1889) vor der ehemaligen Feier- und Vortragshalle an der Südseite sowie das Denkmal für den Schriftsteller, Kurzschrift-Erfinder und Reichstagsstenografen Heinrich Roller (1839-1916). Die Kombination von historischen Zeugnissen und heutiger Nutzung als Freizeitpark wurde 1995 mit dem Gustav-Meyer-Preis gewürdigt.Aktuell wird um Bebauungspläne für ein Teilgebiet des Friedhofparks gerungen.

© Ulrich Werner Grimm, Aktualisierung: Stefanie Gronau

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