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Ernst-Thälmann-Park
Ernst-Thälmann-Park © tic / Friedel Kantaut

Ernst-Thälmann-Park

Die Wohnanlage auf dem Parkareal entstand 1986 als Vorzeigeprojekt der Konzeption eines „Sozialistischen Wohnens“. Das Bauensemble umfasst Plattenbauten mit über 1300 Wohnungen für 4000 Bewohner, Teichanlagen, drei Spielplätze, eine Schwimmhalle und Gebäude eines ehemaligen Gaswerks.

Auf dem Gelände stand seit 1874 die IV. Berliner Gasanstalt. Sie produzierte Gas für die Beleuchtung, die sich rasch entwickelnde Berliner Industrie und die Gasgeräte in den Privathaushalten. Zwischen 1882 und 1908 wurden zusätzlich sechs riesige Gasvorratsbehälter (Gasometer) errichtet. Staub und Ruß belasteten über Generationen die Bewohner der umliegenden Wohngebiete.
 
Bereits in den 1930er Jahren gab es Planungen, das Gaswerk zu schließen.1981 wurde die Gasproduktion eingestellt und die Errichtung des Wohn- und Erholungsgebietes beschlossen. Beim Bau des Wohnparks mussten 90 000 Kubikmeterdes in 100 Jahren verunreinigten Bodens abgetragen werden. Bürgerproteste gegen einen Abriss der Gasometer und für ihren Erhalt als technische Denkmale konnten ihre Sprengung 1984 nicht verhindern. Die Altbauten des ehemaligen Gaszählerhauses und des Verwaltungsgebäudes des Gaswerkes werden seit 1986 kulturell genutzt. Dieses heute als Kulturareal Ernst-Thälmann-Park bezeichnete Parkgebiet beheimatet unter der Adresse Danziger Straße 101 das Theater unterm Dach, die Galerie parterre, das Veranstaltungshaus WABE, die Kunstwerkstätten und die Jugendtheateretage.Das Zeiss-Großplanetarium an der Prenzlauer Allee ist das modernste Wissenschaftstheater Europas.
 
Das 1986 eingeweihte Thälmann-Monument an der Ecke Greifswalder Straße/Danziger Straße schuf auf Beschluss des SED-Politbüros der russische Bildhauer Lew Kerbel (1917-2003). Der aus Hamburg stammende Hafen- und Transportarbeiter Ernst Thälmann (1886-1944) wurde 1925 Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der KPD-Wehrorganisation Roter Frontkämpferbund (RFB), deren Mitglieder sich mit erhobener geballter Faust und dem Wort „Rot Front“ grüßten. Ernst Thälmann war maßgeblich für den stalinistischen Kurs seiner Partei verantwortlich. Nach dem Verbot der KPD 1933 wurde der Reichstagsabgeordnete von den Nazis elf Jahre lang inhaftiert und 1944 im KZ Buchenwald ermordet. Nach dem Ende der DDR 1990 begann eine heftig geführte Debatte um Abriss, Erhalt oder Veränderung des Denkmals. Zwei Bronzestelen mit Texten von Ernst Thälmann und Erich Honecker wurden entfernt. Eine vom Berliner Senat berufene Kommission empfahl 1993 den Abriss. Ein Beschluss, das Monument abzutragen, die Parkanlage umzugestalten und die historische Persönlichkeit Thälmann angemessen zu ehren, wurde aus Kostengründen nicht umgesetzt. Seit 1995 steht die Bronzebüste unter Denkmalschutz.
 
Zum Thälmann-Denkmal:
 
Das 14 Meter hohe und 15 Meter breite Ernst-Thälmann-Denkmal steht auf einem Sockel aus ukrainischem Granit. Es ist 50 Tonnen schwer und besteht aus 200 Einzelteilen. Für seine Herstellung verbrauchte man so viel Bronze, wie die DDR in einem Jahr produzierte. Weil der Thälmann-Kopf Lenin, dem Führer der russischen Revolution von 1917, ähnlich sieht, wurde das Denkmal in der Bevölkerung auch „Lehmann“ genannt.

© Ulrich Werner Grimm, Aktualisierung: Stefanie Gronau

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