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U-Bahn fährt auf dem Magistratsschirm im Prenzlauer Berg
© tic/ Friedel Kantaut

Der Magistratsschirm

Eine Kurzgeschichte in Actionbound

Wir stehen jetzt auf der Schönhauser Allee und haben den Magistratsschirm neben uns. Am U-Bahnhof Eberswalder Straße ist es immer etwas hektisch, hier ist ja auch der recht beliebte Mauerpark in der Nähe und viele steigen hier von der U-Bahn in die Tram um oder umgekehrt.

  • Habt ihr euch eigentlich mal gefragt, wofür die Bezeichnungen S-Bahn, U-Bahn und Tram stehen? Oder wisst ihr es vielleicht sogar schon?

Also wir wussten es nicht, und wir sind in Berlin mit dem ÖPNV aufgewachsen. Im Rahmen der Recherche zu dem Magistratsschirm haben wir uns aber mal mit dem Thema befasst und eine Recherche dazu gestartet. Falls ihr also demnächst mal Klugscheißen wollt, aufgepasst, dann gibt es jetzt einen kleinen Input von uns. Lasst uns doch ein Stückchen die Straße runtergehen, zum S- und U-Bahnhof Schönhauser Allee, dort gibt es dann ein paar Infos zur S-Bahn.

  • Gehe zum S- und U-Bahnhof Schönhauser Allee.

So, hier habt ihr ein Foto einer S-Bahn. Alternativ könnt ihr euch die Berliner S-Bahnen allerdings auch von der Brücke aus in Echt ansehen. Erste Frage, die wir uns stellen müssen ist, wofür steht das S in der S Bahn eigentlich? Das ist noch recht easy würde ich sagen, das S steht einerseits für Stadtbahn, aber auch für Schnellbahn. Häufig fährt die S Bahn nicht nur in einer Stadt, sondern verbindet mehrere Städte. Das ist auch in Berlin so. Als Beispiel können wir die S7 nennen, die von Berlin nach Potsdam oder auch die S2, (günstig für das Wandern auf der Via Imperii) die von Berlin nach Bernau fährt. 
Bei der U-Bahn wird es etwas kniffliger. Das U steht naheliegender Weise für Untergrundbahn. Warum hier, wo wir jetzt stehen, die U-Bahn oberirdisch fährt, klären wir auch gleich noch. Das U in U-Bahn steht aber noch für ein anderes Wörtchen. 

  • Ja na klar, das weiß ich doch! Das U steht auch für: (a) unsichtbar (b) unabhängig (c) unabdingbar 

Tatsächlich steht das U für unabhängig. Während die S-Bahn wohl häufig auf denselben Gleisen wie Fernzüge und Güterzüge verkehrt, fährt die U-Bahn auf eigenen Schienen – unabhängig eben. 
Und woher kommt der Begriff Tram? Da ist man sich irgendwie nicht so richtig einig. Die meisten gehen aber scheinbar davon aus, dass sich der Begriff aus dem alt-niederdeutschen oder dem mittelniederländischen, von dem Wort trame, ableitet. Das bedeutet Balken und wird somit auf die Tram angewandt, als Bahn, die auf Balken fährt. Auch ins englische wurde der Name als tramway adaptiert. Da die ersten Trambahnschienen in der Anfangszeit aus Holzbalken mit flachen Gussschienen on top bestanden haben sollen, macht der Name eigentlich auch Sinn. Heute gibt es die Holzbalken als Bestandteil der Schienen soweit wir wissen nicht mehr und neben Tram hat sich auch der Name Straßenbahn einbürgert.
Dann kommt der Begriff Tram ja quasi fast direkt aus dem Mittelalter, wenn es sich aus dem alt-niederdeutschen ableitet. Mittelniederdeutsch war doch damals die Amtssprache oder?
Ja genau! Ich hatte letztens auch auf youtube ein Video dazu gesehen, was ich ganz spannend fand. Ich suche dir mal eben den Link raus und stelle den in unseren digitalen Leseraum zur Via Imperii. (https://www.youtube.com/watch?v=DTCgW1BZ9iE)
So zuletzt knöpfen wir uns noch den Bus als Teil des öffentlichen Personen Nahverkehr vor. In Berlin kann man da schnell den Überblick über die zig Buslinien verlieren. Grundsätzlich gibt es hier zum einen die Buslinien ohne einen Buchstaben als Vorsatz, die tagsüber in der Stadt verkehren. Die Buslinien 100, 200 und 300 sind dabei als die Sightseeing-Buslinien bekannt. Busse mit dem Vorsatz „M“ sind die so genannten Metrobusse, die rund um die Uhr fahren. Busse, die nur nachts fahren, haben den Vorsatz „N“. Dabei gibt es in Berlin auch Nachtbuslinien, die nachts das U-Bahn-Netz ersetzen. Darüber hinaus gibt es noch die „X“-Linien, die Expresslinien. Diese Linien überspringen, anders als die normalen Tagesbusse, viele Haltestellen und sind daher schneller, als andere Busse. Eine Besonderheit stellt hierbei der N7X-Bus, ein Nachtexpressbus, dar.

  • So und jetzt richten wir den Blick zurück auf den Magistratsschirm. Vor gut 100 Jahren, in den 1910er Jahren, wurde er errichtet und es gab massive Proteste gegen den Bau. Und warum bitteschön? Wegen: (a) Lärmbelästigung (b) Verschmutzung (c) Ladenschließungen (d) Mieterhöhungen

Ursache für die Proteste waren Berichten zufolge vor allem Lärmbelästigung, Erschütterungen in den Häusern und Geschäftsschädigung. Damit wir uns mal vorstellen können, warum Lärmbelästigung genannt wurde, haben wir eine Audiodatei mitgebracht, die ganz gut auf den Punkt bringt, wie sich das damals angehört haben muss, als die ganzen Nieten in die Stahlträger eingeschlagen wurden. *Audio einbinden – Hr. Steinhausen kümmert sich drum

  • Vorhin haben wir ja schon angeschnitten, dass die U-Bahn auch Untergrundbahn genannt wird. Was denkt ihr, warum man sich an dieser Stelle damals für den Bau einer Hochbahn entschieden hat? (Mehrfachantworten möglich) (a) der Bau einer Hochbahn war billiger, als Tunnel zu bohren. (b) Beim Bau einer Hochbahn ist mit weniger technischen Schwierigkeiten zu rechnen. (c) Ein Unternehmen wollte die Hochbahn bauen, sodass der Staat gar nichts zahlen musste. (d) Man brauchte Parkplätze und hatte so mit der Hochbahn auch gleich einen Regenschutz für die Autos. 

Die Hochbahn wurde vorrangig aufgrund geringerer Baukosten im Vergleich zur unterirdischen Variante und des geringeren Risikos, unterirdische Leitungen zu beschädigen, gebaut. Für die Anwohner:innen war das zwar in der Bauphase ziemlich blöd, nach Fertigstellung des Bauwerks kamen aber auch schnell die Vorteile des Bauwerks zum Vorschein. So konnte bei Regen ganz bequem unter der U-Bahn spaziert werden und man wurde nicht nass. 

  • Daraus leitet sich auch der Name des Bauwerks ab. Wie war der noch gleich? (ein paar Mal haben wir ihn schon erwähnt) (a) Europabrücke (b) Magistratsschirm (c) Bahnschirm (d) Patronus 

Die Hochbahn bekam schnell den Namen Magistratsschirm verpasst. Und zwar einerseits, weil der Magistrat – das damalige Pendant zum heutigen Berliner Senat – das Bauwerk bezahlte und andererseits, weil das Bauwerk wie ein großer Regenschirm wirkte. So war Anwohner:innen und Besucher:innen jederzeit wettergeschütztes Flanieren auf Kosten des Berliner Magistrats möglich. Daher wurden beide Worte „Magistrat“ und „Schirm“ verbunden und das neue Wort „Magistratsschirm“ entstand. Mittlerweile kennen aber leider nicht mehr so viele diesen Namen und nennen die Hochbahn einfach Viadukt. Schade eigentlich oder? Vielleicht können wir der Bezeichnung „Magistratsschirm“ ja wieder neues Leben einhauchen? Übrigens ist die inzwischen 1,7 Kilometer lange Hochbahn heutzutage nicht mehr aus dem Stadtbild Prenzlauer Bergs wegzudenken und steht unter Denkmalschutz.  

  • Noch ein kleiner Funfact, da wir eben an der Schönhauser Allee stehen. Die S- und U-Bahn-Station „Schönhauser Allee“ trug damals noch einen anderen Namen. Sie war bekannt als (a) Nordring (b) Nordtor (c) Schönhauser Tor (d) Nordkreuz 

Die Station hieß Nordring. Irgendwie ein bisschen passend, da hier ja auch die Ringbahn verkehrt. Die Ringbahn ist übrigens schon vor dem Magistratsschirm in den 1870ern gebaut worden. Eine S-Bahn-Station auf dem Ring und nur eine Station von dem S- und U-Bahnhof Schönhauser Allee entfernt, ist das Nordkreuz, das ist heutzutage aber eher unter dem Namen „Gesundbrunnen“ bekannt. Falls euch das Thema Verkehr gecatcht haben sollte, könnt ihr euch am S-Bahnhof Gesundbrunnen auch eine Sonderausstellung vom Berliner S-Bahn-Museum und den Berliner Unterwelten zur Berliner S-Bahn anschauen. 
Tatsächlich ist auch das Schönhauser Tor nicht erfunden. Das Tor war im 18. Jahrhundert eines von 18 Toren der Zollmauer Berlins, auch Akzisemauer genannt. Zum Zoll gibt es bei unserem nächsten Punkt noch ein paar Informationen. Den erreicht ihr, indem ihr ein Stückchen die Straße runterlauft und nach einem Gebäude mit der Aufschrift „ZOLLHAUS“ Ausschau haltet!