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Standort: Amalienpark Pankow, "Sitzendes Liebespaar", Künstlerin: Carin Kreuzberg (*1935), Datierung: 1976, Material: Bronze
Standort: Amalienpark Pankow, "Sitzendes Liebespaar", Künstlerin: Carin Kreuzberg (*1935), Datierung: 1976, Material: Bronze © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V. Foto: Caroline Warth

Bildhauerinnen in der DDR - Kunst von Frauen im öffentlichen Raum

Frauen sind strukturell benachteiligt – auch in der Kunst. Künstlerinnen bekommen nicht ansatzweise so viel Beachtung wie ihre männlichen Kollegen. Das war auch in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) so, in der bekanntlich viel Wert auf die Gleichstellung von Frauen gelegt wurde.

Auf den Spuren von Bildhauerinnen der DDR führt diese Tour durch die Pankower Ortsteile Weißensee, Pankow, und Prenzlauer Berg. Dabei werden ausschließlich Bronzeplastiken weiblicher Künstlerinnen in den Blick genommen, die in der DDR studiert, gelebt und gearbeitet haben. Die im ehemaligen Ost-Berlin liegenden Stadtteile sind reich bestückt mit Kunstwerken, die zu DDR-Zeiten aufgestellt wurden. Viele Kunstwerke im öffentlichen Raum sind der Förderung der „Kunst am Bau“ zu verdanken, die in der Kulturverordnung von 1950 beschlossen wurde. Bis heute werden etwa 1% der Baukosten öffentlicher Bauvorhaben in Deutschland für „Kunst am Bau“ aufgewendet. Diese Kulturföderungsmaßnahme sah die bildkünstlerische Ausstattung von Verwaltungs-, Kultur- und Sozialbauten vor und wurde ab Mitte der 1960er Jahre in der DDR als „architekturbezogene Kunst“ auf deren Umgebung ausgeweitet. Aufträge wurden ausschließlich an Künstler:innen erteilt, die Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR (VBK) waren. Eine Mitgliedschaft im VBK war für Künstler:innen in der DDR aber nicht nur eine Bedienung, um solche Aufträge zu erhalten oder ausgestellt zu werden, sondern auch Voraussetzung für die freiberufliche Tätigkeit als Künstler:in. Gerade in der Aufbau- und Etablierungsphase der DDR war Kunst am Bau wichtiger Bestandteil der neuen sozialistischen Kulturpolitik. Künstler:innen konnten ihre Themen, Motive und Stil allerdings nicht frei gestalten. Das politische Bildprogramm wurde vorgeschrieben und die Umsetzung innerhalb einer charakteristischen Formensprache kontrolliert. Kunstproduktion in der DDR: Das Menschenbild im sozialistischen Realismus. Ein wichtiges gesellschaftspolitisches Ziel der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) war es, ein einheitliches Menschenbild nach dem marxistisch-leninistischen Gesellschaftsideal zu propagieren und die Menschen in der DDR zu „sozialistischen Persönlichkeiten“ und damit zu treuen Staatsbürgern zu erziehen. Im Stil des „sozialistischen Realismus“, den eine figürliche Formensprache kennzeichnet, wurde „volksnahe und realistische Kunst“ produziert, die der Propaganda idealisierter Gesellschaftsbilder diente. Neben der ausgeprägten Erinnerungskultur wird das „neue Menschenbild“ auch zwangsläufig zum Gegenstand bildkünstlerischen Auseinandersetzung.

So unterschiedlich die Künstlerinnen und Werke dieser Tour sind, haben sie alle etwas gemein: sie alle stellen Menschen dar. Paare, Mütter und Kinder, Jugendliche, Aufbauhelferinnen und Arbeiter. Das Repertoire an „linientreuen“ und freieren künstlerischen Arbeiten ist dennoch groß.

Flyer Fahrradtour Bildhauerinnen in der DDR
Flyer Bildhauerinnen in der DDR © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V.

 

Station 1: Dichter und Mädchen, Künstlerin: Sabine Teubner MBaye (*1953)

Standort: Bürgerpark Pankow, "Dichter und Mädchen", Künstlerin: Sabine Teubner MBaye (*1953), Datierung: 1999, Material: Bronze
Standort: Bürgerpark Pankow, "Dichter und Mädchen", Künstlerin: Sabine Teubner MBaye (*1953), Datierung: 1999, Material: Bronze © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V. Foto: Caroline Warth
Standort: Bürgerpark Pankow, "Dichter und Mädchen", Künstlerin: Sabine Teubner MBaye (*1953), Datierung: 1999, Material: Bronze
Standort: Bürgerpark Pankow, "Dichter und Mädchen", Künstlerin: Sabine Teubner MBaye (*1953), Datierung: 1999, Material: Bronze © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V. Foto: Caroline Warth

Standort: Bürgerpark Pankow, "Dichter und Mädchen", Künstlerin: Sabine Teubner MBaye (*1953), Datierung: 1999, Material: Bronze

Die Figurengruppe umgibt eine seltsame Spannung. Auf den ersten Blick ist unklar, in welchem Verhältnis die beiden, zunächst solitär wirkenden Figuren, zueinander stehen. Das stehende „Mädchen“ erscheint eher unbewegt und statisch, ihr Gesicht ist nur angedeutet. Ein paar Meter von ihr entfernt liegt der „Dichter“, dessen muskulöser Körper ihr zugewandt ist, während sein Blick nach unten zu gehen scheint. Seine körperliche Präsenz wird durch die ruhende Haltung und den sinnenden Ausdruck gebrochen. Aus jeder neu eingenommenen Perspektive auf den ruhenden Mann entsteht ein neuer Eindruck seines Körpers und des Raumes, den die Plastik für sich einnimmt. Je nachdem, aus welchem Blickwinkel man die Figuren betrachtet, ergeben sich Überschneidungen, durch die ihre Wechselwirkung deutlich wird.

Die Künstlerin studierte Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee u. a. bei Werner Stötzer. Seit 1979 arbeitet sie in ihrem Atelier in Berlin Pankow. Ihr Arbeitsspektrum umfasst Bildhauerei, Malerei, Grafik, Performances und Installationen.

Station 2: Sitzendes Liebespaar, Künstlerin: Carin Kreuzberg (*1935)

Standort: Amalienpark Pankow, "Sitzendes Liebespaar", Künstlerin: Carin Kreuzberg (*1935), Datierung: 1976, Material: Bronze
Standort: Amalienpark Pankow, "Sitzendes Liebespaar", Künstlerin: Carin Kreuzberg (*1935), Datierung: 1976, Material: Bronze © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V. Foto: Caroline Warth

Standort: Amalienpark Pankow, "Sitzendes Liebespaar", Künstlerin: Carin Kreuzberg (*1935), Datierung: 1976, Material: Bronze

Eine junges Paar sitzt Rücken an Rücken auf einer Bank. Im Bereich ihrer Schultern lehnen sich Frau und Mann aneinander. Ihre Arme hängen locker, aber regungslos herab. Der Mann ist etwas größer und der Kopf der Frau leicht geneigt. Ihre Köpfe zur Seite gedreht, blicken sie in die gleiche Richtung. Mit zufriedenem Gesichtsausdruck und jungen, weichen Gesichtszügen, haben sie starke Ähnlichkeit im Gesicht. Auch Körperhaltung des Liebespaares ist bis in die Fingerspitzen nahezu identisch. Beide tragen einfache Kleidung, sind barfuß und wirken bodenständig. Frau und Mann spiegeln einander und gleichen einem plastischen Diptychon. Die Bronzeplastik „Sitzendes Liebespaar“ (1976) von Carin Kreuzberg (*1935) ist die lebendige Darstellung eines idealen Paares, das eine gemeinsame Basis hat, sich gegenseitig stützt, spiegelt und in eine Richtung blickt. Von der Antike bis zur Gegenwart, waren und sind Paardarstellungen verbreitet. Diese Darstellungen umfasst auch Geschwister-, Eltern-Kind- oder Freundschaftspaare und Zweierkonstellationen, wobei die klassische Paarkonstellation das Ehe- bzw. Liebesverhältnis zweier erwachsener Menschen thematisiert.

Die Bildhauerin Carin Kreuzberg studierte von 1953–1955 Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden bei Walter Arnold (1909–1979) und Hans Steger (1907–1968). Anschließend studierte sie an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Heinrich Drake (1903–1994). Seit 1966 ist sie freischaffend in Berlin tätig.

Station 3: Kunsthochschule Berlin-Weißensee: Kunst am Bau als Frau?

Reliefs an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee
Reliefs an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V. Foto: Caroline Warth

Standort: Bühringstraße 20, 13086 Berlin, Kunsthochschule Berlin-Weißensee: Kunst am Bau als Frau?

Als „Kunstschule des Nordens“ nach dem Zweiten Weltkrieg von Künstler:innen und Gestalter:innen gegründet, die dem Bauhaus nahe standen, sollte sie einen Gegenentwurf zur traditionellen Akademie darstellen. 1947 wurde die Hochschule für angewandte Kunst durch die Sowjetische Militäradministration in Deutschland staatlich anerkannt. Hier wurden Architektur, Gebrauchsgrafik, industrielle Formgestaltung, Keramik, Modegestaltung, Textil- und Flächendesign, Malerei, Bildhauerei, Bühnen- und Kostümbild gelehrt. In Orientierung am Bauhaus, wurde hier außerdem die Fächerverbindung von Architektur und Bildender Kunst angeboten. Zunächst vorübergehend in der ehemaligen Trumpf-Schokoladenfabrik untergebracht, wurde die damalige Kunstschule des Nordens in den 1950er Jahren als Ost-Berliner Kunsthochschule von dem Bauhaus-Architekten und Leiter der Architekturabteilung der Hochschule, Professor Selman Selmanagić (1905–1986) ausgebaut. Der Eingangsbereich wurde mit einem Wandfries von Toni Mau (1917–1981) und Reliefs von Jürgen von Woyski (1929–2000), die Einblick in die Lehre, verschiedene Klassen und Werkstätten geben, gestaltet. Nach der Wende wurde der Campus um weitere Gebäude erweitert und teilweise modernisiert. Hier an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee begann das Kunststudium vieler Künstlerinnen. Wenige Jahrzehnte zuvor waren Frauen noch nicht einmal zum Studium zugelassen. Noch um 1900 wurden Künstlerinnen abwertend als„Malweiber“ bezeichnet. Bis 1919 hatten Frauen keinen Zugang zu öffentlichen Kunsthochschulen und konnten sich lediglich in privaten Malschulen ausbilden. Erst in der Weimarer Republik war Frauen das Kunststudium, wenn auch mit Einschränkungen, zugänglich. Einige Bildhauerinnen besuchten die Meisterklassen bekannter Künstlerin wie Theo Balden (1904–1995), Fritz Cremer (1906 – 1993) oder Heinrich Drake (1903–1994), die die Plastik in der DDR entscheidend prägten. Sie hielten an traditionellen, realistischen und klaren Formen fest, während sich Künstler:innen der jüngeren Generation, Mitte der 1960er Jahre, nicht nur an der vorangegangenen „Bildhauer- Generation“, sondern an Künstler:innen europaweit orientierten und zu abstrakteren, formbetonteren Entwürfen gelangten und durchaus öffentliche Aufträge erhielten.

Station 4: Junger Arbeiter, Künstlerin: Christa Sammler (*1932)

Standort: Park am Weißen See (Nähe Freilichtbühne), 13086 Berlin-Weißensee, "Junger Arbeiter", Künstlerin: Christa Sammler (*1932), Datierung: 1963–68, Aufstellung: 1968, Material: Bronze
Standort: Park am Weißen See (Nähe Freilichtbühne), 13086 Berlin-Weißensee, "Junger Arbeiter", Künstlerin: Christa Sammler (*1932), Datierung: 1963–68, Aufstellung: 1968, Material: Bronze © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V. Foto: Caroline Warth

Standort: Park am Weißen See (Nähe Freilichtbühne), 13086 Berlin-Weißensee, "Junger Arbeiter", Künstlerin: Christa Sammler (*1932), Datierung: 1963–68, Aufstellung: 1968, Material: Bronze

Diese lebensgroße Bronzeplastik von Christa Sammler (*1932 ), erfüllt die kulturpolitischen Vorgaben, an die sich Künstler:innen in der DDR zu halten hatten: der „Junge Arbeiter“ (1963– 68) verkörpert das ideale Menschenbild eines arbeitsamen und treuen Staatsbürgers der DDR. Der junge, aufrecht stehende Arbeiter ist groß gewachsen. Der Mann mit dem breiten Kreuz trägt lockere Arbeitskleidung und Stiefel. Die Ärmel seines weit aufgeknöpften Hemdes, das den Blick auf seine muskulöse Brust freigibt, sind hochgekrempelt. Er scheint bereit, anzupacken. Arbeiterdarstellungen wie diese, sind ein klassisches Beispiel für den „Sozialistischen Realismus“, der sich durch wirklichkeitsnahe Darstellungen kennzeichnet, die den gesellschaftlichen und politischen Aufbruch thematisieren. Sie erinnern an den tatkräftigen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und die Bedeutung des arbeitsamen Menschen für den „Arbeiter-und-Bauern-Staat“. Die Bildhauerin Christa Sammler studierte von 1951 bis 1956 an der Hochschule für bildende Künste in Dresden. Zwischen 1956 und 1958 war sie Meisterschülerin bei Gustav Seitz (1906– 1969) an der Deutschen Akademie der Künste (DDR). Zwischen 1980 und 1991 unternahm sie zahlreiche Reisen ins Ausland, u.a. in die Tschechoslowakei, Sowjetunion, nach Griechenland und Italien. 

Station 5: Aus der Geschichte des Bezirks Prenzlauer Berg, Künstlerin: Birgit Horota-Müller (1936–2021)

Standort: Volkspark Prenzlauer Berg, Ausschnitt aus dem Bronzerelief "Aus der Geschichte des Bezirks Prenzlauer Berg", Künstlerin: Birgit Horota-Müller (1936–2021), Datierung: 1971, Material: Bronze
Standort: Volkspark Prenzlauer Berg, Ausschnitt aus dem Bronzerelief "Aus der Geschichte des Bezirks Prenzlauer Berg", Künstlerin: Birgit Horota-Müller (1936–2021), Datierung: 1971, Material: Bronze © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V. Foto: Caroline Warth

Standort: Volkspark Prenzlauer Berg, "Aus der Geschichte des Bezirks Prenzlauer Berg", Künstlerin: Birgit Horota-Müller (1936–2021), Datierung: 1971, Material: Bronze

Am Fuße der nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen „Oderbruchkippe“, einem Trümmerberg, auf dem am Ende der 1960er Jahre der Volkspark Prenzlauer Berg entstand, befindet sich ein Bronzerelief der Bildhauerin Birgit Horota-Müller (*1936–2021). Leider wurde das mehrteilige Wandfries am Eingang Maiglöckchenstraße, Ecke Hohenschönhausener Straße stark beschmiert und damit beinahe unkenntlich gemacht. In chronologischer Reihenfolge von links nach rechts veranschaulicht das kleinteilige Wandbild die Geschichte des Stadtteils Prenzlauer Berg.

Es war zunächst in der von 1957– 1985 alle zwei Jahre stattfindenden Ausstellung „Plastik und Blumen“ im Treptower Park ausgestellt worden, wurde dort vom Bezirk Prenzlauer Berg erworben und am heutigen Standort angebracht.

Das Relief mit einer Gesamtlänge von ca. 10 Metern, besteht aus mehreren, aneinander gereihten bildlichen Darstellungen innerhalb eines kurzen Einleitungs- und Schlusstextes. Bei den geschickt ineinander übergehenden Darstellungen, handelt es sich um bedeutsame historische Ereignisse, Personen und narrative Szenen.

Kaiserreich und Weimarer Republik

„Im Jahre 1875 standen im Gebiet des Berliner Stadtbezirks Prenzlauer Berg noch Windmühlen“ – so beginnt die Erzählung an der linken Seite der Mauer. Die erwähnten und dargestellten Windmühlen erinnern an die überwiegend landwirtschaftliche Nutzung des Ortes im Deutschen Kaiserreich. Tatsächlich brannten die letzten beiden Windmühlen bereits im Jahr 1872 ab. Die munteren Szenen mit feiernden Menschen fangen die positive Stimmung in der Gründerzeit und den damit einhergehenden den wirtschaftlichen Aufschwung ein. Inmitten der feiernden Gesellschaft steht der Künstler Heinrich Zille (1858–1929) mit Hut, Pfeife und Buch, welches ihn zu erkennen gibt. Lediglich ein Mann in militärischer Uniform deutet auf den Ersten Weltkrieg hin. Er steht neben einem kleinen Baum, der eine historische Zäsur markiert: einige Männer und eine Frau haben sich versammelt. Hierbei könnte es sich um eine Darstellung der Novemberrevolution handeln. Der mit seinem Hut in der Hand gestikulierende Mann mit Brille ähnelt ansatzweise Karl Liebknecht. Bei der Frau links von ihm könnte es sich um Rosa Luxemburg handeln. In der Endphase des Ersten Weltkrieges führte die Novemberrevolution 1918/19 zum Sturz der Monarchie und bereitete den Weg für eine parlamentarische Demokratie, die 1919 mit der Weimarer Republik ausgerufen wurde. Eine Szene erinnert an die ortsansässige Künstlerin und bekennende Sozialistin Käthe Kollwitz (1867–1945), die heute eine der bekanntesten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts ist. Sie zeigt die Malerin, Bildhauerin und Grafikerin bei der Arbeit in ihrem Atelier.

Zweiter Weltkrieg

Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 und der Machtergreifung der NSDAP endet die Weimarer Republik. In mehreren Szenen sind Ereignisse aus der Zeit des Nationalsozialismus, wie die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem ehemaligen Berliner Opernplatz (heute Bebelplatz) gezeigt, bei der zehntausende Bücher jüdischer, marxistischer und pazifistischer Schriftsteller:innen beschlagnahmt und zerstört wurden. „Hitler / das ist der / Krieg“ pinselt ein Mann an eine Hauswand. Es folgen Szenen der Zerstörung. Mitten in Prenzlauer Berg verübten die Nazis Gräueltaten: auf dem Gelände des Wasserturms im Zentrum von Prenzlauer Berg entstand ein vorübergehendes „Wildes Konzentrationslager“, in dem Gegner:innen des Regimes gefoltert und ermordet wurden. Bereits 1939 war die Zahl der jüdischen Bevölkerung in Prenzlauer Berg von über 20.000 auf unter 10.000 gesunken.

Hier, am Rande der Stadt, suchten Menschen während des Krieges Schutz vor den Bombenangriffen. Eine Szene veranschaulicht das sorgenvolle Abwarten einer Familie in einem Kellergewölbe.

Sowjetische Besatzungszone und DDR

Wie ein Retter in der Not marschiert ein sowjetischer Soldat, ausgestattet mit einer Flagge, erhobenen Hauptes in Richtung der Zerstörung. Ab 1945 gehört Prenzlauer Berg zum sowjetischen Sektor. Der Wiederaufbau, an dem maßgeblich „Trümmerfrauen“ beteiligt waren, erfolgt unter sowjetischer Besatzung. In Ost-Berlin wird der marxistisch-leninistische Sozialismus etabliert. Feierlich halten ein Mann und eine Frau eine Fahne, auf der ein stilisierter Handschlag dargestellt ist. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist es ein wichtiges Erkennungszeichen der Arbeiterbewegung. Das Handschlagsymbol wird zum Parteizeichen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), die 1946 durch Zwangsvereinigung von SPD und KPD gegründet wird. 1949 wird die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Deren, sich in den 1950er Jahren als Alleinherrscher konsolidierende SED unter Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl, den Händedruck wirkungsvoll zur „Aufhebung der Spaltung der Arbeiterklasse“ instrumentalisiert. Staatsbürger:innen der DDR sollen unter der Führung der marxistisch-leninistischen Partei zu arbeitsamen und linientreuen „sozialistischen Persönlichkeiten“ erzogen werden. Die folgenden Szenen zeigen einen sowjetischen Soldaten, der Kinder versorgt, einen alten obdachlosen Mann, der an einem verbarrikadierten Wohnhaus vorbeigeht und Frauen, die an einem Brunnen Wasser holen.

Idyll auf Trümmern

Ein Mann leert eine Schubkarre voller Ziegelsteine, zwei Frauen bearbeiten diese, eine weitere schichtet sie zu einer Mauer auf. Diese Szene könnte nicht nur den fleißigen Wiederaufbau und baulichen Fortschritt, sondern indirekt auch den Bau der Mauer darstellen. Nachdem Walter Ulbricht, der DDR-Staatsratsvorsitzende, am 15. Juni 1961 erklärte „niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten” wird sie ab dem 13. August 1961 doch hochgezogen. Noch im Juli flüchten allein 30.415 DDR-Bewohner:innen nach West-Berlin.Die nächste Szene zeigt den DDR Architekten Hermann Henselmann (1905–1995) bei bei der Planung des Fernsehturms, dessen Bau bereits in den 1950er Jahren von der DDR Führung angestrebt wurde. In den 60er Jahren wird er schließlich am Alexanderplatz errichtet und ist im Jahr der Fertigstellung 1969 der zweithöchste Fernsehturm der Welt. Wieder bedeutet ein Baum einen neuen Erzählstrang: eine Frau in Uniform regelt den Verkehr zwischen einem Mann auf dem Fahrrad, der seinen Hund ausführt und einer Frau mit Kinderschar. Drei Jugendliche stehen unter einem Baum. Ein altes Paar hat es sich auf einer Bank unter dem Baum gemütlich gemacht. Ein Arbeiter steht vor einem Bauwagen, auf dem in großen Lettern steht: „AUS TRÜMMERRESTEN / DES II WELTKRIEGES / WURDE HIER EIN BERG / AUFGESCHÜTTET UND / DER PARK ANGELEGT“. Die letzten Szenen des Reliefs zeigen die glücklichen Menschen beim Besuch im, auf Trümmern errichteten, idyllischen Park.

Birgit Horota-Müller studierte bis 1960 Bildhauerei an Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Heinrich Drake (1903–1994). Nach ihrem Diplom war sie als freischaffende Künstlerin in Berlin tätig. Ab 1963 war sie Mitglied im VBK–DDR und an Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt. Zwischen 1983 und 1996 arbeitete Horota-Müller als Pädagogische Mitarbeiterin im „Haus der Kinder“ in Berlin-Lichtenberg. Seit Ende der 1990er Jahre setzte sich die Künstlerin intensiv mit Zeichnung und Druckgrafik auseinander. Birgit Horota-Müller war mit dem Bildhauers Stephan Horota (*1932) verheiratet und starb 2021 in Berlin.

Station 6: Mutter mit Kind, Künstlerin: Lore Plietzsch (*1930)

Standort: Pieskower Weg 48, Vorgarten der Kita "Sonnenblume", "Mutter mit Kind", Künstlerin: Lore Plietzsch (*1930), Datierung: 1964, Material: Bronze
Standort: Pieskower Weg 48, Vorgarten der Kita "Sonnenblume", "Mutter mit Kind", Künstlerin: Lore Plietzsch (*1930), Datierung: 1964, Material: Bronze © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V. Foto: Caroline Warth

Standort: Pieskower Weg 48, Vorgarten der Kita "Sonnenblume", "Mutter mit Kind", Künstlerin: Lore Plietzsch (*1930), Datierung: 1964, Material: Bronze 

Liebevoll beugt sich die junge Mutter über ihr kleines Mädchen. Geduldig hält die Mutter das Kind am Arm und stützt es im Rücken. Mit ausgestreckten Armen scheint das Kind seine ersten Gehversuche zu machen. Die Bronzeplastik „Mutter mit Kind“ (1964) der Bildhauerin Lore Plietzsch (*1930) thematisiert die Rolle Mutter und die Erziehung des Kindes. Wie das Wandbild an der Fassade von Dagmar Glaser-Lauermann (*1927), entstand die Bronzeplastik vermutlich als Auftragsarbeit zur künstlerischen Gestaltung der 1963 eröffneten Kita. Die Gleichstellung von Frauen wurde in der DDR bereits ab 1950 politisch stark gefördert und in der Verfassung festgeschrieben. Dabei war die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein wichtiges familienpolitisches Anliegen, das zu einem ausgesprochen kinderfreundlichen Klima in der DDR führte. Die sozialpolitischen Maßnahmen zur Stärkung der Rechte von Frauen und Müttern, dienten auch der Lösung wirtschaftlicher, politischer und sozialer Probleme des SED-Staates. Das Sujet der Mutter mit Kind ist im sozialistischen Realismus weit verbreitet. Auch Lore Plitzsch beschäftigte das Thema „Mutter und Kind“ immer wieder. Die wenigsten Plastiken im Berliner Raum zeigen einen Vater mit Kind. Trotz sozialpolitisch angestrebter Gleichstellung, ließ die Emanzipation in Darstellungen von Frauen und Müttern in der Kunst, wie im SED-Staat also auf sich warten.

Lore Pietzschs studierte von 1947 bis 1952 an der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste in Weimar. An der Akademie der Künste der DDR war sie Meisterschülerin von Fritz Cremer. Seit 1956 ist sie als freischaffende Künstlerin in Berlin tätig.

Station 7: Mädchen mit Katzen, Künstlerin: Johanna Jura (1923–1994)

Standort: hinter Greifswalder Straße 88, "Mädchen mit Katzen", Künstlerin: Johanna Jura (1923–1994),  Datierung: 1977 // Aufstellung: 1980, Material: Bronze
Standort: hinter Greifswalder Straße 88, "Mädchen mit Katzen", Künstlerin: Johanna Jura (1923–1994), Datierung: 1977 // Aufstellung: 1980, Material: Bronze © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V. Foto: Caroline Warth

 

Standort: hinter Greifswalder Straße 88, "Mädchen mit Katzen", Künstlerin: Johanna Jura (1923–1994), Datierung: 1977 // , Aufstellung: 1980, Material: Bronze

Die Bronzeplastik „Mädchen mit Katzen“ (1977) der Bildhauerin Johanna Jura (1923–1994) könnte verspielte Genreszene aus der Kindheit der Künstlerin sein. Die Figurengruppe bestehend aus einem Mädchen und zwei Katzen ist auf einem stufig versetzten mehrteiligen Sockel aus hellem Granit angebracht. Das kleine Mädchen trägt einen Mantel mit Kapuze, eine gestreifte Hose und einfaches Schuhwerk und steht breitbeinig nach vorne übergebeugt dar. Mit beiden Händen hält es die kleine, zwischen seinen Beinen bäuchlings auf dem Boden liegende Katze am Hinterleib fest. Seitlich davor, auf einem abgestuften Sockelteil, sitzt eine größere, anmutige Katze mit aufmerksamen Augen. Vermutlich handelt es sich bei den Katzen um eine wachsame Mutter und ihr verspieltes Katzenjunges. Die Plastik wurde 1980 an der Greifswalder Straße aufgestellt und 1997 schließlich in den Innenbereich versetzt, wo das Mädchen mit Katzen im Kontrast zu den es umgebenden Wohnhochhäusern steht.

Johanna Jura studierte von 1942 bis 1946 Bildhauerei und Bildweberei an der Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle/Saale und war nach ihrem Studium zunächst als freischaffende Künstlerin in Halle tätig. 1959 zog sie nach Erfurt, wo sie einen Lehrauftrag für „Plastisches Gestalten“ am Institut für Kunsterziehung der Martin-Luther-Universität inne hatte. Von 1964 bis 1994 lebte und arbeitete sie als freischaffende Bildhauerin in Berlin Mahlsdorf, wo sie ab 1979 eine Keramikwerkstatt für keramische Kleinplastik betrieb.

Station 8: Nackte vom Ostseeplatz, Künstlerin: Anna Franziska Schwarzbach (*1949)

Standort: Mittelpromenade Ostseeplatz, "Nackte vom Ostseeplatz", Künstlerin: Anna Franziska Schwarzbach (*1949), Datierung: 1987 // Aufstellung: 1990, Material: Bronze
Standort: Mittelpromenade Ostseeplatz, "Nackte vom Ostseeplatz", Künstlerin: Anna Franziska Schwarzbach (*1949), Datierung: 1987 // Aufstellung: 1990, Material: Bronze © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V. Foto: Caroline Warth

Standort: Mittelpromenade Ostseeplatz, "Nackte vom Ostseeplatz", Künstlerin: Anna Franziska Schwarzbach (*1949), Datierung: 1987 // Aufstellung: 1990, Material: Bronze

Die „Nackte vom Ostseeplatz“ von Anna Franziska Schwarzbach (*1949) entstand 1987 als Auftragsarbeit zur künstlerischen Gestaltung des Ostseeplatzes. Die nackte, grazile Frau befindet sich auf einem hohen Sockel. Sie ist in die Knie gegangen und hockt auf ihren Fersen. Von der Seite betrachtet erscheint ihre Körperhaltung mit dem durchgedrückten Kreuz und ihren angewinkelten Beinen im „Zickzack“ zu verlaufen. Von vorn und von hinten betrachtet, wirkt sie sehr aufrecht und gerade. Ihr Kopf liegt auf einem überstreckten Hals und ist stark zur Seite gedreht. Auf ihrem Kopf balanciert sie ein mit einem Gestänge versehenes, flaches Gebilde, welches sie mit ihrer rechten Hand stützt. Ihr langer linker Arm fällt locker hinab. Der Sockel und die stufenartige Anlage wurden ebenfalls durch die Künstlerin gestaltet. Der treppenartige Anbau sollte ursprünglich direkt mit dem Sockel aus schwarzem Labrador-Granit verbunden sein, davon wurde bei der Aufstellung 1990 allerdings abgesehen, um ein „Beklettern“ der Bronzefigur zu vermeiden.

Anna Franziska Schwarzbach studierte von 1968 bis 1973 Architektur an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Zwischen 1973 und 1975 arbeitete sie als Architektin am Palast der Republik. Von 1975 bis 1979 absolvierte sie ein Abendstudium der Porträtplastik an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Seit 1977 ist sie freiberufliche Bildhauerin. Nördlich des Ostseeplatzes befindet sich der „Wohnpalast am Ostseeplatz“. Die palastartigen Gebäude wurden zwischen 1953 und 1955 nach Plänen des Architekten Hermann Henselmann (1905–1995) im Stil des „Sozialistischen Klassizismus“ erbaut.

Station 9: Stehendes Paar, Künstlerin: Sabina Grzimek (*1942)

Standort: Gubitzstraße, Ecke Ostseestraße, "Stehendes Paar", Künstlerin: Sabina Grzimek (*1942), Datierung: 1968, Material: Bronze
Standort: Gubitzstraße, Ecke Ostseestraße, "Stehendes Paar", Künstlerin: Sabina Grzimek (*1942), Datierung: 1968, Material: Bronze © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V. Foto: Caroline Warth

Standort: Gubitzstraße, Ecke Ostseestraße, "Stehendes Paar", Künstlerin: Sabina Grzimek (*1942), Datierung: 1968, Material: Bronze

Bei dieser Bronzeplastik handelt es sich um die Diplomarbeit der bekannten Künstlerin Sabina Grzimek (*1942). Sie studierte von 1962 bis 1967 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Heinrich Drake (1903–1994) und Ludwig Engelhardt (1924–2001). Danach arbeitete sie zwei Jahre als freischaffende Künstlerin, bevor sie 1969 Meisterschülerin an der Akademie der Künste wird. Das „Stehende Paar“ ist ein weiteres Beispiel einer Paardarstellung. Mann und Frau stehen barfüßig auf einem schlichten Sockel. Das Paar ist etwas unterlebensgroß und wirkt statisch und unbewegt. Die Kleidung ist nur andeutungsweise ausgestaltet, die Oberflächenstruktur rau. Ihre Arme sind mit den dadurch breit erscheinenden Oberkörpern verbunden. Die langen Arme des Mannes hängen mit großen schweren Händen unbewegt herab. Die Frau, die ihre Arme angewinkelt hat, hat ihre Hände unterhalb der Brust ineinander gelegt, was ihr ein wenig Bewegung verleiht. Die kleinen Köpfe mit schmalen Gesichtern und nach vorne gerichtetem Blick wirken ausdruckslos bis ernst. Bis auf die Tatsache, dass es sich bei dieser Figurengruppe um eine Paardarstellung handelt, deutet nichts auf die Beziehung der beiden Figuren zueinander hin. Keine Berührung, kein Blickkontakt oder irgendeine Form der Kommunikation. Isoliert voneinander sind sie eigenständige Individuen und weisen damit ein Charakteristikum auf, das fortan viele nachfolgende Arbeiten der Künstlerin auszeichnen wird.

Der Weg zur nächsten Plastik führt vorbei an der Wohnstadt Carl Legien, die zum UNESCO- Weltkulturerbe gehört. Sie wurde zwischen 1928 und 1930, nach Plänen von Bruno Taut (1880–1938) und Franz Hillinger (1895–1973), beide Vertreter des Neuen Bauens, errichtet. Architektonische Elemente sind Außen wie Innen in Primärfarben gestaltet – ein Charakteristikum von Bruno Taut.

Station 10: Ballspielendes Mädchen, Künstlerin: Ursula Schneider-Schulz (1925– 2015)

Standort: Kanzowstraße, Spielplatz, "Ballspielendes Mädchen", Künstlerin: Ursula Schneider-Schulz (1925– 2015), Datierung: 1956–1957, Material: Bronze
Standort: Kanzowstraße, Spielplatz, "Ballspielendes Mädchen", Künstlerin: Ursula Schneider-Schulz (1925– 2015), Datierung: 1956–1957, Material: Bronze © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V. Foto: Caroline Warth

Standort: Kanzowstraße, Spielplatz, "Ballspielendes Mädchen", Künstlerin: Ursula Schneider-Schulz (1925– 2015), Datierung: 1956–1957, Material: Bronze

Das „Ballspielende Mädchen“ nimmt Besucher*innen des Spielplatzes am Eingang freundlich in Empfang. Die lebensgroße Bronzeplastik fügt sich thematisch in ihre Umgebung ein. Das barfüßige Mädchen im Sommerkleid steht breitbeinig da. In der Hand hält sie einen Ball und holt zum Wurf aus. Mit dem angewinkelten linken Arm scheint sie sich auszubalancieren und ihr Gegenüber aufzufordern, den Ball zu fangen. Das Mädchen befindet sich im Moment der Bewegung, wirkt aber dennoch statisch. Die gut ausgeführte, aber eher spannungslos wirkende Genredarstellung ist ein typisches Beispiel der Plastik in der DDR der 1950er-Jahre. Schneider-Schulz orientierte sich in der Ausführung ihrer Werke oft an der klassischen Bildhauertradition. Mädchen- und Frauenfiguren bilden im Schaffen der Künstlerin einen Schwerpunkt.

Ursula Schneider-Schulz studierte 1946–1951 an der Hochschule für Baukunst und Bildende Künste Weimar. 1951–1954 studierte sie an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst Berlin-Weißensee bei Heinrich Drake und Fritz Koelle. Ab 1954 war sie freischaffend in Berlin, später in Jena und ab 1964 in Magdeburg tätig.

Station 11: Stehendes Mädchen, Künstlerin: Karin Gralki (*1951)

Standort: Helmholzplatz, Prenzlauer Berg, "Stehendes Mädchen", Künstlerin: Karin Gralki (*1951), Datierung: 2001, Material: Bronze
Standort: Helmholzplatz, Prenzlauer Berg, "Stehendes Mädchen", Künstlerin: Karin Gralki (*1951), Datierung: 2001, Material: Bronze © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V. Foto: Caroline Warth

Standort: Helmholzplatz, Prenzlauer Berg, "Stehendes Mädchen", Künstlerin: Karin Gralki (*1951), Datierung: 2001, Material: Bronze

Karin Gralkis „Mädchen vom Helmholzplatz“ (2001) wirkt unscheinbar: die etwas unterlebensgroße Akt-Figur ist zart und zerbrechlich. Unbewegt, nahezu unmotiviert, hängen die langen Arme am Körper des jungen nackten Mädchens hinab. Ihr beinahe leerer Gesichtsausdruck wirkt ernst, ihre Mundwinkel sind leicht nach unten gezogen. Die unruhige Oberflächenstruktur der patinierten Bronze irritiert den zurückhaltenden und starren Eindruck. Für den Entwurf stand Gralki ein 13 jähriges Mädchen aus Prenzlauer Berg bereits zu DDR-Zeiten Modell. Sie war eine Inspiration für die Künstlerin, um einen Ausdruck für den Übergang in die Pubertät zu finden. Sie steht für die jugendliche Auseinandersetzung mit dem Selbst und der Welt. Nach der Wende strebte eine Bürger:innen-Initiative die Umgestaltung des Helmholzplatzes an, welche zwischen 1999 und 2003 durchgeführt wurde. In diesem Zusammenhang kam auch das „Mädchen vom Helmholzplatz“ an seinen Standort.

Die Künstlerin Karin Gralki lebt und arbeitet in Prenzlauer Berg. Von 1982 bis 1987 studierte sie Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weissensee bei Jo Jastram (1928–2011) und Baldur Schönfelder (*1934). Zwischen 1988 und 1991 lehrte sie an der Kulturakademie Berlin im Fach Plastik. Nach der Wende wurde sie Mitglied im VBK bzw. im Berufsverband Bildender Künstler Berlin (BBK). Seit 2005 beschäftigt sie sich in ihrer Arbeit vornehmlich mit Zeichnung und Grafik.

Station 12: Junge aus der Marienburger Straße, Künstlerin: Sabina Grzimek (*1942)

Standort: Ernst-Thälmann-Park, vor der WABE, Danziger Straße 103, "Junge aus der Marienburger Straße", Künstlerin: Sabina Grzimek (*1942), Datierung: 1983–1984/ Aufstellung: wahrscheinlich 1986, Material: Bronze
Standort: Ernst-Thälmann-Park, vor der WABE, Danziger Straße 103, "Junge aus der Marienburger Straße", Künstlerin: Sabina Grzimek (*1942), Datierung: 1983–1984/ Aufstellung: wahrscheinlich 1986, Material: Bronze © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V. Foto: Caroline Warth

Standort: Ernst-Thälmann-Park, vor der WABE, Danziger Straße 103, "Junge aus der Marienburger Straße", Künstlerin: Sabina Grzimek (*1942), Datierung: 1983–1984/ Aufstellung: wahrscheinlich 1986, Material: Bronze

Der„Junge aus der Marienburger Straße“ ist eine weitere Bronzeplastik der Künstlerin Sabina Grzimek (*1942). Der Jungen-Akt steht mit versetzten Beinen im leichten Kontrapost. Seine rechte Hand ruht auf dem rechten Bein, während der herunterhängende linke Arm die Hüfte umspielt. Die langen dünnen Arme und Beine des schmalen Jungen lassen ihn verletzlich erscheinen. Sein ernster Gesichtsausdruck verstärkt den Eindruck. Das Gipsmodell der Bronze entstand bereits 1968/1970. Der Bronzeguss erfolgte jedoch erst Anfang der 1980er Jahre. 1986 wurde die Plastik vor dem heutigen Kulturzentrum „WABE“ aufgestellt. Bereits Mitte der 1980er Jahren wurde hier ein Kulturhaus eingerichtet. Bis 1981 saß die Verwaltung der IV. Städtischen Gasanstalt in dem Gebäude. Auf dem Areal befanden sich drei riesige Gasometer, die 1984 – trotz massiver Proteste – gesprengt wurden, um hier den Ernst-Thälmann-Park anzulegen und Wohnblocks zu errichten.

Sabina Grzimek stammt aus einer bekannten Künstler:innen-Familie: ihr Vater ist der Bildhauer Waldemar Grzimek (1918–1984). Ihre Mutter Christa Grzimek (1921–2010) ist Malerin und heiratet nach ihrer Scheidung von Waldemar 1953 den Bildhauer Fritz Cremer (1906–1993). Der Bruder von Sabina Grzimek ist der Keramiker Tomas Grzimek (*1948). Nach ihrem Studium an der Kunsthochschule Weißensee war Sabina Grzimek von 1969 bis 1972 Meisterschülerin von Fritz Cremer an der Akademie der Künste der DDR. Seit 1972 ist sie freischaffend in Berlin und Erkner tätig.

Hier endet die Tour. Wer an dieser Stelle eine Stärkung sucht, findet zahlreiche Restaurants und Cafés in der Umgebung.