Alt-Buch
Der heutige Pankower Stadtteil Buch wird erstmals Mitte des 13. Jahrhunderts erwähnt und um 1375 als Wendisch-Buch oder „Buch slavica“ urkundlich genannt. Archäologische Fundplätze belegen eine Besiedelung der Bucher Feldmark bereits in der Bronzezeit.
Die adeligen Grund- und Gutsbesitzer von Buch hießen Wiltberg, Bredow (ab 1342), Röbel (ab 1450), Pölnitz (ab 1669), Viereck (ab 1724) und Voß (ab 1761). Über sie und die Orte Buch und Malchow berichtet Theodor Fontane (1819-1898) in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“. Der preußische General Gerhard Bernhard Freiherr von Pölnitz (1617-1679) legte 1670 bis 1672 einen Garten im holländischen Stil an, den Vorläufer des heutigen, als Landschaftspark neu gestalteten Schlossparks. Die Mumie des Freiherrn war in der 1925 zugemauerten Gruft der Schlosskirche zu besichtigen. Der Minister Adam Otto von Viereck (1684-1758) ließ den Park im französischen Stil erweitern, durch den Berliner Baumeister Friedrich Wilhelm Diterichs (1702-1782) das Gutshaus zu einem Schloss umbauen und 1731 bis 1736 die Schlosskirche sowie eine Orangerie errichten. Das Grabmal (1763) für A. O. von Viereck in der Kirche ist das letzte Werk von Johann Georg Glume d. Ä. (1679-1765). Der Memorialbau, der als die schönste Barockkirche der Mark Brandenburg bezeichnet wurde, ist Diterichs einziger noch erhaltener Kirchenbau in Berlin. In ihr finden Konzerte und in jedem Herbst die Bucher Kirchenmusiktage statt.
Die Familie von Voß, vor allem Otto von Voß (1755–1823), vergrößerte den Schlosspark in der Manier englischer Gärten. 1898 kaufte die Stadt Berlin das Gut und den Bucher Forst, um nach den Plänen des Chefingenieurs der Berliner Kanalisation, James Hobrecht (1815-1902), die von dem Mediziner Rudolph Virchow (1821-1902) angeregten Rieselfelder anzulegen, die von 1909 bis 1985 in Betrieb waren. Der Berliner Magistrat machte das Schloss zum Sommersitz des Oberbürgermeisters. Die Kirche brannte im November 1943 bei einem Bombenangriff aus. Sie wurde 1950 bis 1953 ohne Turm stark vereinfacht wieder aufgebaut. Die Orangerie wurde 1955, das nur leicht kriegsbeschädigte Schloss 1964 abgerissen. Zwischen 1976 und 1981 entstanden moderne Wohnbauten in Buch. Vom alten Dorfkern blieben nur Schlosskirche, Pfarr-, Kutscher- und Gesindehaus, zwei ehemalige Bauerngehöfte sowie der noch bis Ende der 1970er-Jahre landwirtschaftlich genutzte Gutshof erhalten. Die Gebäude stehen ebenso wie der 1823 errichtete Schlosskrug unter Denkmalschutz. Der Gutshof wurde um 1980 vom Büro für architekturbezogene Kunst des Ost-Berliner Magistrats und nach 1991 als Künstlerhof genutzt, auf dem sich Ateliers und Werkstätten bildender Künstler befanden. Heute beherbergt das Stadtgut Berlin-Buch neben Räumen für künstlerisches Schaffen den großen Veranstaltungssaal „Feste-Scheune“ und ein Restaurant mit Hotel.
© Ulrich Werner Grimm, Aktualisierung: Stefanie Gronau