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Zollhaus Pankow mit Schild Willner Brauerei
© Elisabeth Mann

Zollhaus Pankow

Eine Kurzgeschichte in Actionbound

Tadaaa! Ihr habt das Haus mit der Aufschrift „ZOLLHAUS“ gefunden, sehr gut. Wir sind jetzt auf dem Gelände der ehemaligen Willner Brauerei. Was die Brauerei mit dem Zoll zu tun hat fragt ihr euch? Wir uns auch. Habt ihr Ideen?

  • (a) Naja auf Bier gab es doch Zölle/ Steuern und dafür gab es in vielen Brauereien ein eigenes Zollhaus. (b) Bevor das Gelände zur Brauerei wurde, war hier der Zoll ansässig (c) in dem Zollhaus wurden Zollstöcke gelagert, daher „Zollhaus“ 

Tja Karl, so richtig sicher bin ich mir da auch nicht. Lass uns doch mal den netten Herren da hinten fragen, ob der was weiß! Entschuldigung? Hallo? Können Sie uns eventuell sagen, warum an dem Haus da vorne Zollhaus steht? Eigentlich war das doch mal das Gelände der Willner Brauerei oder?


Ja das stimmt. Das liegt daran, dass hier an dieser Stelle bis 1861 die Stadtgrenze Berlins war. Die Zollverwaltung war hier damals dafür zuständig, die Ein- und Ausfuhr von Waren zu kontrollieren und entsprechend zu versteuern. Das wurde damals als Stadtzoll bezeichnet. Insofern war hier der Zoll ansässig, was auch die Aufschrift „Zollhaus“ begründet. In den 1880er Jahren zog dann die Weißbierbrauerei Willner auf das Gelände und betrieb zuletzt vor allem Gastronomie, bis ein Brand 1990 zur Schließung führte. Damit ging die Willner Brauerei als letzte von allen Brauereien im Prenzlauer Berg in den Ruhestand. Zu unserem Glück wurden die Gebäude dann aber zeitnah unter Denkmalschutz gestellt und das Gelände umgenutzt. Es siedelten sich nach der Stilllegung des Brauereibetriebs Ausstellungen und Veranstaltungen und sogar ein Biergarten an. Zumindest bis das alles dann vor einigen Jahren verkauft wurde. Zum Ende gab es dann noch ein großes Abschlussfestival. Das war großartig! Ich habe hier noch ein Video, das ich damals auf dieser Veranstaltung aufgenommen habe, schaut mal her. Video, ansonsten Bilder einfügen 
Nun gibt es einen neuen Vermieter und leider keine Ateliers und auch keinen Biergarten mehr. Dafür entstanden auf dem Gelände Wohnungen, Büroräume und auch Gastronomie, wie das Restaurant da vorne. Unüblich sind diese Nachnutzungskonzepte übrigens nicht, viele ehemalige Brauereibetriebe werden in die Wohnnutzung oder kulturelle Nutzung überführt. Häufig siedeln sich dort auch Gastronomiebetriebe und künstlerische Einrichtungen, wie Ateliers, an. Die Kulturbrauerei, die hier in der Nähe ist, ist ja ein Paradebeispiel für eine kulturelle Nachnutzung.


Ja, wir sind grade auf dem Weg nach Bernau und sind an der Kulturbrauerei gestartet. Da kommen wir also ehrlich gesagt grade her. Wissen Sie zufällig, wie viele ehemalige Brauereien es im Prenzlauer Berg gibt? Ich nehme mal an, die Willner und die Kulturbrauerei werden nicht die einzigen Brauereien in der Gegend gewesen sein oder?


Nein, hier gab es wirklich viele Brauereien. Bevor es hier erste Wohnbebauung gab, lagen schon alleine 19 Brauereien mit Ausschank-Hallen und Biergärten auf dem damaligen Mühlenberg. Die große Stadt hatte ja schließlich auch großen Durst! In der Mitte des vorletzten Jahrhunderts setzte sich dann außerdem überall das Bier Pilsner Brauart als beliebtestes Bier durch. Und um Pils herstellen zu können, wurden Kühlkeller gebraucht. Die konnte man in der Stadt allerding nicht graben und so wich man auf die Hügel vor der Stadt aus. Vieles von Rang und Namen in der Brauereibranche hatte hier auf dem Hügel seine Heimat. Das bedeutete aber eben auch harte Konkurrenz auf engem Raum. Ich schätze mal, um den Arbeitsweg für die Mitarbeiter zu verkürzen, wurde später dann mit dem Bau von Wohnungen im nahen Umkreis der Brauereien begonnen. Da die Leute, die hier wohnten, aber auch eine lokale Infrastruktur brauchten, entwickelte sich der Prenzlauer Berg so immer weiter zu einem heute sehr beliebten Wohnviertel. 
Mensch, das ist ja interessant! 19 Brauereien sind ja wirklich eine Menge. Aber sagen Sie mal, wieso kennen Sie sich denn eigentlich so gut mit dem Thema aus? Haben Sie dazu eine persönliche Verbindung?
Ehrlich gesagt bin ich selber Craft-Brewer hier ganz in der Nähe und habe mir das Wissen über das lokale Braugeschehen im Laufe der Jahre angeeignet. 13 der 19 Brauereien sind ja auch noch erhalten und werden nachgenutzt. Die erste Brauerei, die es hier gab, war die Brauerei Pfeffer, auf dem Pfefferberg, in der wird auch heute noch gebraut. Eine kleine Info kann ich euch auch noch mit auf den Weg geben. Und zwar habt ihr ja vorhin gesagt, dass ihr Richtung Bernau unterwegs seid. Das ist tatsächlich eine ganz alte Bierroute. Zwischen den beiden Städten wird schon seit dem Mittelalter mit Bier und den Rohstoffen dafür gehandelt. Das heutige Bernauer Bier wird nach meinen Informationen zwar leider nicht in Berlin ausgeschenkt, aber dafür in Panketal und Bernau, wo ihr ja heute noch langkommt und darüber hinaus in Wandlitz.


Ach interessant! Na dann machen wir uns mal weiter auf den Weg, damit wir das alles noch rechtzeitig schaffen. Vielen Dank für die Geschichten und das Gespräch!
Sehr gerne!

  • So ihr Lieben, war das nicht ein interessantes Gespräch? Bevor wir jetzt aber weitergehen, möchte ich euer Augenmerk noch auf die verschiedenfarbigen Ziegel am Mauerwerk aufmerksam machen. Habt ihr vielleicht eine Idee, was es damit auf sich haben kann? (a) Es gab gravierende Preisunterschiede zwischen hellen und roten Ziegeln (b) helle Ziegel kamen von weiter weg (d) helle Ziegel waren eine optische Zurschaustellung von Reichtum 

Alles ist richtig. Rote Ziegel waren viel billiger als helle, da der Ton für die roten Ziegel lokal abgebaut werden konnte. Das Material, das für die hellen Ziegel beschafft werden musste, kam jedoch von weit her und so mussten die Transportkosten und alle mit dem Import verbundenen Aufwände mitbezahlt werden. Folglich waren helle Ziegel ein regelrechtes Luxusgut, wer so etwas hier verbaute, zeigte damit seinen Reichtum. Wie die Ziegel hergestellt und verbaut wurden, kann man sich heute auch noch ansehen. Im brandenburgischen Mildenberg gibt es dazu ein Museum, den Ziegeleipark, wo man noch mehr zu dem Thema erfahren kann. Man kann sich das Gelände auch ganz bequem virtuell ansehen.  
Na gut, wir verlassen jetzt den Prenzlauer Berg mit seinen Brauereien und bewegen uns Richtung Pankow weiter. Jetzt habt ihr auch einen Moment Ruhe und könnt euch ein wenig am Wegesrand umschauen. Nächster Treffpunkt ist die Dorfkirche Pankow.