Direkt zum Inhalt
Kirchenschiff der Gethsemanekirche, Berlin
Kirchenschiff der Gethsemanekirche, Berlin © tic / Friedel Kantaut

Kontraste - Orte der Opposition & Repression

Die Tour startet an der ehemaligen Haftanstalt Rummelsburg und führt zur Elisabethkirche in Mitte, vorbei an weiteren bedeutenden Stationen, die für die Staatsgewalt der ehemaligen DDR oder für Widerspruch und Aufbegehren stehen.

Der Alltag in der ehemaligen DDR war flankiert von repressiven Strukturen der Staatsmacht einerseits und andererseits von oppositionellen Bewegungen, die mutig ihren Widerspruch einbrachten und damit die Friedliche Revolution 1989 bewirkten. In den Berliner Bezirken Lichtenberg, Mitte, Pankow lassen sich diese beiden so unterschiedlichen Themenfelder gut nachzeichnen, mancherorts museal aufbereitet, woanders weniger offensichtlich im heutigen Stadtbild versteckt. 

Zahlreiche Kirchenbauten hatten als Freiräume eine besondere Bedeutung für den gesellschaftlichen Umbruch. Anders als Wohnungen oder Ateliers, die Treffpunkte oppositioneller Akteure waren, sind sie heute öffentlich zugänglich. An einigen macht die Radtour „Kontraste“ Station.

Werbung mit den Flyern der drei Radtouren
Spurensuche in Berlin by bike © Tourismusverein Berlin-Pankow e.V.

Die Strecke verbindet neun Orte deutscher Zeitgeschichte im ehemaligen Ostteil Berlins und gibt Tipps zu ergänzenden Besichtigungszielen. Die gedruckten Radtourpläne auf Deutsch und Englisch können kostenfrei u.a. über das Tourist Information Center in der Kulturbrauerei im Sudhaus, Haus 2 (gegenüber vom Supermarkt), Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin bezogen werden.

Städtisches Arbeitshaus Rummelsburg / Gefängnis Rummelsburg

Städtisches Arbeitshaus Rummelsburg Gefängnis, Berlin Lichtenberg
Städtisches Arbeitshaus Rummelsburg Gefängnis, Berlin Lichtenberg © Stefanie Gronau (tic)

1951 bis 1990 befand sich hier die Strafvollzugsanstalt Berlin I, das zumeist überfüllte zentrale Männergefängnis Ost-Berlins, in dem Zehntausende Männer einsaßen, viele von ihnen aus politischen Gründen. Ihre Versorgungslage war schlecht, während harte Arbeit zum Haftalltag gehörte. Heute ist eine Dauerausstellung unter freiem Himmel auf dem neu genutzten Gelände des ehemaligen Gefängnisses rund um die Uhr zugänglich.

Tipp:

Die bis 1878 zurückreichende Geschichte staatlicher Bestrafung und Repression auf dem Areal ist in der App Gedenkort Rummelsburg auf Deutsch und Englisch aufbereitet, die mit einem Audio-Guide einen 40-minütigen Rundgang begleitet. Rundgänge in Leichter Sprache und auch eine spielerische Variante für Kinder bietet die App ebenfalls.

Adresse

  • Städtisches Arbeitshaus Rummelsburg / Gefängnis Rummelsburg, Karl-Wilker-Straße, 10317 Berlin

S Bahn:

  • Bahnhof Rummelsburg (S3) / ca. 10 Gehminuten

Straßenbahn:

  • Kosanke Siedlung, (Tram 21) / ca. 2 Gehminuten

Erlöserkirche

Portal der Erlöserkirche, Berlkin Lichtenberg
Portal der Erlöserkirche, Berlkin Lichtenberg © Uwe Precht (tic)

Von 1982 bis 1987 fanden sich in der 1892 geweihten Erlöserkirche Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen der DDR zu Friedenswerkstätten zusammen. Zu Blues-Messen, einer unkonventionellen Kombination aus Gottesdienst und Blueskonzert, strömten unangepasste Jugendliche aus dem gesamten Staatsgebiet – und zahlreiche Spitzel der Stasi, die das religiöse Format mit rebellischem Festivalcharakter irritiert verfolgten und nach geeigneten Sanktionen suchten. Auch die Punk-Szene fand mit ihrer Musik und Protesthaltung Einzug in das Gotteshaus. Die SED-Führung bedrängte die evangelische Kirche massiv, allerdings erfolglos, entsprechende Veranstaltungen zu unterbinden. Im Oktober 1989 kamen in der Kirche Stimmen von Prominenten zu Wort, die einen demokratischen Wandel der DDR einforderten, so unter anderen Christa Wolf, Stefan Heym und Heiner Müller. Heute erinnert eine Stele aus Stahl an die Bedeutung der Erlöserkirche für die Herausbildung einer revolutionären Situation in der DDR.

Adresse:

  • Erlöserkirche, Nöldnerstraße 43, 10317 Berlin

S-Bahn:

  • S-Bhf. Nöldnerplatz (S5, S7, S75) / ca. 3 Gehminuten
  • S-Bhf. Rummelsburg (S3) / ca. 5 Gehminuten
  • S-Bhf. Ostkreuz / ca. 10 Gehminuten

Bus:

  • Haltestelle S-Bhf. Rummelsburg (194, 240) / ca. 5 Gehminuten
  • Haltestelle S-Bhf. Nöldnerplatz (194, 240, 396) / ca. 3 Gehminuten

Straßenbahn:

  • Haltestelle Karlshorster- / Markstraße (21) / ca. 3 Gehminuten
  • Haltestelle S-Bhf. Rummelsburg (21) / ca. 5 Gehminuten


Tipp:

Es empfiehlt sich, anschließend der Stadthausstraße, die schräg gegenüber der Erlöserkirche liegt, bis ans Ende zu folgen. Das Museum Lichtenberg, das im Eckhaus zur Türrschmidtstraße liegt, ist mit seinen wechselnden Ausstellungen immer ein Besuch wert. 

Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie.

Bildwände vor der Stasi Zentrale, Berlin Lichtenberg
Bildwände vor der Stasi Zentrale, Berlin Lichtenberg © Uwe Precht (tic)

Der Gebäudekomplex, auf dem früher die Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR mehr als 7.000 hauptamtliche Mitarbeiter beschäftigte, ist heute ein Ort der Aufklärung. Bei Gelände-, Archiv- und Ausstellungsführungen oder individuellen Rundgängen lassen sich staatliche Repression, Oppositionsaktivitäten und die friedliche Revolution anschaulich nachvollziehen. Im Hof dokumentiert die Open-Air-Ausstellung „Revolution und Mauerfall“, für die es einen Audio-Guide gibt, die friedliche Revolution. Die Robert-Havemann-Stiftung, die die Ausstellung betreut, ist mit dem „Archiv der DDR-Opposition“ auf dem Areal angesiedelt. Das Stasimuseum befindet sich in Haus 1, hier wird in der Ausstellung „Staatssicherheit in der SED-Diktatur“ die Arbeit der Stasi gezeigt. Die Diensträume Erich Mielkes (Leiter des Ministeriums für Staatssicherheit von 1957 bis zum Ende der DDR) sind hier zu besichtigen. Das Stasi-Unterlagen-Archiv ist auf dem Areal in der Ausstellung „Einblick ins Geheime“ aufbereitet.

Auf dem Gelände befindet sich auch ein kleines Café.

Adresse:

S-Bahn:

  • S-Bhf Frankfurter Allee (S8, S41, S42, S85) / ca. 10 Gehminuten
  • S-Bhf Lichtenberg (S75, RB 75) / ca. 16 Gehminuten

U-Bahn:

  • U-Bhf Magdalenenstraße (U5) / ca. 7 Gehminuten
  • S-Bhf Frankfurter Allee (U5) / ca. 10 Gehminuten

Bus:

  • Magdalenenstraße (240) / ca. 7 Gehminuten

Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen

Wachturm, Gedenkstätte Hohenschönhausen, Berlin Lichtenberg
Wachturm, Gedenkstätte Hohenschönhausen, Berlin Lichtenberg © Uwe Precht (tic)

Hier befindet sich das Gelände der ehemaligen zentralen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR, das früher von einem militärischen Sperrgebiet umgeben war. Kritiker der SED wie der Dissident Rudolf Bahro oder die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley waren hier inhaftiert. In den Stadtplänen Ostberlins war das Gelände als Leerfläche eingezeichnet. Im Oktober 1990 wurde das Gefängnis geschlossen. 1992 wurde es unter Denkmalschutz gestellt und 1994 zur Gedenkstätte erklärt
Die historische Gefängnisanlage kann mit Zeitzeugen und Historikern im Rahmen von zweistündigen Führungen besichtigt werden, eine Anmeldung ist erforderlich. Die täglich geöffnete Dauerausstellung dokumentiert bei freiem Eintritt die Erfahrungen der Inhaftierten sowie die Arbeits- und Lebenswelt der Gefängnisbediensteten. Wechselnde Sonderausstellungen widmen sich der DDR-Geschichte und Themen der politischen Verfolgung.

(Bis 31. März 2020 wird eine multimediale Ausstellung, die die verborgene Infrastruktur der Überwachung und Verfolgung beleuchtet, gezeigt.)

Adresse:


Öffnungszeiten:

  • täglich von 9:00 bis 18:00  Uhr

Straßenbahn:

  • Freienwalder Straße (M5) / ca. 8 Gehminuten
  • Genslerstraße (M6, 16) / ca. 11 Gehminuten


S-Bahn:

  • S-Bhf. Landsberger Allee (S8, S41, S42, S85) / ca. 45 Gehminuten 

Gethsemanekirche

Turm der Gethsemanekirche, Berlin
Turm der Gethsemanekirche, Berlin © Stefanie Gronau (tic)

Überregional bekannt wurde die 1891 bis 1893 erbaute Gethsemanekirche im Herbst 1989 als Informationszentrum und Treffpunkt der oppositionellen Bürgerbewegung in der DDR.
Ab dem 2. Oktober 1989 öffnete sich das Gotteshaus für eine ständige Mahnwache für politisch Verfolgte, die Aktivisten der Demokratiebewegung organisierten. Die Hunderte brennenden Kerzen vor dem Kircheneingang wurden zum Symbol des friedlichen Protestes. Zwischen Andachten und Fürbitten diskutierten die vielen Kirchenbesucher über die Lage im Land.
Als sich am 7. Oktober 1989 auch in den Straßen Ost-Berlins die Staatsgewalt massiv gegen Protestierende richtete, wurde die Kirche zum zentralen Kommunikationsort der Opposition, auch im Kontakt mit internationalen Medienvertretern, die über Widerstandsaktionen und Repressionsmaßnahmen berichteten. Vor dem Kirchhof kann man an einer Stahlsäule Audioinformationen in mehreren Sprachen über den Revolutionsort abrufen.

Adresse:

S/U-Bahn:

  • Schönhauser Allee (U2, S8, S41, S42, S85)

Strassenbahn:

  • Schönhauser Allee (M1)

Hirschhof

Hirschhof, Berlin Pankow
Hirschhof, Berlin Pankow © Uwe Precht (tic)

An der Ecke Kastanienallee/ Oderbergerstraße wurden auf Initiative der Nachbarschaft mehrere Hofabschnitte zusammengelegt, entrümpelt, begrünt und 1985 als „Hirschhof“ eröffnet. Die riesige Metallskulptur eines Hirsches, die der Bildhauer Anatol Erdmann, Stefan Reichmann und Hans Scheib für das Areal schufen, prägte die Namensfindung für das legendäre Nachbarschaftsprojekt, das mit Unterstützung des Stadtbezirks aufgebaut wurde. 
Mit jeder Menge Kulturaktionen auf der neuen Grünfläche wurde der Hirschhof rasch zum angesagten Treffpunkt der Prenzlauer Berger Künstler- und Intellektuellen-Szene. Entsprechend intensiv richtete die Stasi ihre Aufmerksamkeit auf das Tun von Freigeistern und Regime-Kritikern im neuen Grün zwischen den verfallenen Mietskasernen. 
Heute informiert in der Oderberger Straße 19, am Eingang zum Platzhaus des neuen Hirschhofs, eine beschriftete Tafel über das historische Geschehen, von dem kaum eine Hinterlassenschaft geblieben ist. 

Straßenbahn:

  • Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark (M10, M2, 12) / 5 Gehminuten
  • Schwedter Straße (M1, 12, 50) / 5 Gehminuten 

     

U-Bahn:

  • Eberswalder Straße (U2) / ca. 7 Gehminuten

Teutoburger Platz

Teutoburger Platz, Berlin Pankow
Teutoburger Platz, Berlin Pankow © Stefanie Gronau (tic)

Der Teutoburger Platz ist an der Templiner/ Ecke Fehrbelliner Straße mit einer Stahlsäule, die Audioinformationen in mehreren Sprachen bietet, als Revolutionsort gekennzeichnet, weil im Umfeld des Platzes vor dem Mauerfall eine rege subkulturelle Szene lebte, die für die friedliche Revolution bedeutend war. In der Fehrbelliner Straße 7 wohnten beispielsweise Oppositionelle, die 1986 die Umwelt-Bibliothek in der Zionsgemeinde gründeten. Im Atelier von Bärbel Bohley in der Fehrbelliner Straße 91 traf sich ab 1986 eine der wichtigsten Oppositionsgruppen, die Initiative Frieden und Menschenrechte. Auf dem Hof des Hauses wurde am 9. November 1989 die Legalisierung des Neuen Forums, der größten Bürgerbewegung der DDR, bekannt gegeben. 

Tipp:

Wer mehr über Wohnen und Leben in Prenzlauer Berg rund um den Mauerfall erfahren will, sollte unbedingt einen Abstecher in das 5 Radminuten entfernte Museum Pankow machen. Die Dauerausstellung „Gegenentwürfe. Prenzlauer Berg vor, während und nach dem Mauerfall“ dokumentiert bei freiem Eintritt die Transformation des Stadtteils.

Adresse:

  • Museum Pankow, Prenzlauer Allee 227/228, 10405 Berlin
    1. Obergeschoss, Räume 106-107

Öffnungszeiten:

  • Di bis So 10  bis 18 Uhr,
  • feiertags geschlossen

Zionskirche

Portal der Zionskirche, Berlin Mitte
Portal der Zionskirche, Berlin Mitte © Stefanie Gronau (tic)

Das 1873 eingeweihte Gotteshaus, dessen Pfarrer 1931 und 1932 Dietrich Bonhoeffer war, wurde ab 1986 zum Standort der Umweltbibliothek. In den Gemeinderäumen und in der Kirche fanden oppositionelle Veranstaltungen, wie regimekritische Lesungen, Ausstellungen und Konzerte statt. In den Kellerräumen des Pfarrhauses wurde mit einer kleinen Druckanlage die Oppositionspublikation 
“Umweltblätter“ produziert. Nachdem die DDR-Staatsmacht bereits im Herbst 1987 den Oppositionstreffpunkt stürmte, fanden in der Kirche Mahnwachen statt, die von DDR-weiten und internationalen Protesten erfolgreich begleitet wurden, sodass Inhaftierte wieder freigelassen wurden und das oppositionelle Netzwerk letztendlich gestärkt wurde. Auch an der Zionskirche liefert Info-Stele Audio-Informationen zu dem Ort der Revolution. 

Adresse:

U Bahn:

  • Rosenthaler Platz (U8) / ca. 7 Gehminuten
  • Rosa-Luxemburg-Platz (U2) / ca. 14 Gehminuten

Straßenbahn:

  • Zionskirchplatz (12, 50, M1) / ca. 6 Gehminuten
  • Brunnenstraße/Invalidenstraße (12, 50, M1, M8) / ca. 2 Gehminuten

Elisabethkirche

Elisabethkirche, Berlin Mitte
Elisabethkirche, Berlin Mitte © Uwe Precht (tic)

Auch in der Elisabethkirche fanden Regimekritiker und non-konforme Jugendliche Raum für ihre Aktivitäten. Insbesondere die Kirche von Unten (KvU) hatte hier ihren Treffpunkt. Als selbst verwaltete kirchliche Gemeinde formierte sich die Kirche von Unten im Kontext des Kirchentages 1987 in Ost-Berlin. Ihre Akteure trugen im Mai 1989 maßgeblich zur Aufdeckung der Wahlfälschung bei und wirkten bei den Protesten der Friedlichen Revolution mit.
Die Gründung der Bürgerbewegung Vereinigte Linke, die eine demokratische, freiheitliche und sozialistische DDR anstrebte, wurde hier vorbereitet. Als Ort der Revolution ist der Kirchenstandort mit einer mehrsprachigen Audio-Guide-Station ausgestattet.

Adresse:

  • Elisabethkirche, Invalidenstraße 4A, 10115 Berlin

U Bahn:

  • Rosenthaler Platz (U8) / ca. 6 Gehminuten

S Bahn:

  • Nordbahnhof (S1, S2, S25; S26) / ca. 7 Gehminuten

Straßenbahn:

  • Nordbahnhof (12, 50, M1, M8, M10) / ca. 7 Gehminuten
  • Rosenthaler Platz (50, M1, M8) / ca. 6 Gehminuten