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Jüdischer Friedhof Weißensee
Jüdischer Friedhof Weißensee © tic / Friedel Kantaut

Jüdisches Leben in Prenzlauer Berg, Weißensee und Pankow

Jüdisches Leben in Berlin hat eine Tradition, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Die Vertreibung und Vernichtung europäischer Juden im Nationalsozialismus zerstörte eine blühende jüdische Kultur der Stadt. Zahlreiche Orte im Bezirk Pankow bezeugen, wie bedeutend Berlin als Zentrum modernen Judentums war. Zu den wichtigsten Stätten jüdischen Lebens gehört Deutschlands größte Synagoge in der Prenzlauer Berger Rykestraße 53. Eingeweiht 1904, ist sie weitestgehend im Originalzustand erhalten, denn durch ihre Hinterhoflage überstand sie das Novemberpogrom 1938 relativ unbeschadet. 2007 endete eine aufwendige Sanierung. Für die jüdische Gemeinde Ostberlins war sie lange Jahre die einzige Synagoge. Eine Ausstellung im nahe gelegenen Bezirksmuseum in der Prenzlauer Allee 227 erzählt die Schulgeschichte im Vorderhaus des neoromanischen Gebäudeensembles. Auf dem ebenfalls nicht weit entfernten jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee sind Grabstätten von bekannten Persönlichkeiten wie Max Liebermann oder Leopold Ullstein zu finden. Vom Kollwitzplatz aus blickt man auf den so genannten Judengang auf der Rückseite des Friedhofs.


Fragmente einer Epoche

Eine der am häufigsten frequentierten Stätten in Weißensee ist der jüdische Friedhof in der Herbert-Baum-Straße, der 1880 eingeweiht wurde. Man findet auf zahlreichen Grabsteinen berühmte Namen, die eindrucksvoll demonstrieren, wie sehr die Berliner jüdische Gemeinde im gesellschaftlichen Leben Berlins verankert war. Große Kaufmanns- oder Industriellenfamilien unterhielten hier ihre Erbbegräbnisse, genauso wie der jüdische Arbeiter hier seine letzte Ruhe fand. In Pankow findet man in der Berliner Straße 120-121 direkt an der Endstation der U2 das 1912 erbaute Jüdische Waisenhaus, in dem bis zur Schließung 1940 mehr als 100 Kinder lebten und lernten. Den Betsaal des Hauses stiftete der Besitzer der neben dem Waisenhaus gelegenen berühmten Zigarettenfabrik, der jüdische Industrielle Josef Garbáty.


Neues Leben: Die Jüdische Gemeinde Berlins blüht auf

Inzwischen sorgen der internationale Status Berlins als Hauptstadt und die Einwanderung vieler Juden aus den GUS-Staaten für einen neuen Aufschwung jüdischen Lebens in der Stadt. So ist das Vorderhaus der Rykestraße 53 heute wieder eine Grundschule, getragen von der der Roland-S.-Lauder-Stiftung. Das neue jüdische Leben ist in zahlreichen Kulturveranstaltungen, in der Gastronomie und einer sehr aktiven jüdischen Einheitsgemeinde wie auch der wiederbelebten Gemeinde Assad Jisroel zu erleben.

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