FAHRRADTOUR Kunst am Fluss
Die Panke, ein kleines Fließgewässer mit einer Gesamtlänge von ca. 27 km, entspringt einer Quelle im Naturpark Barnim nahe Bernau. In Buch, dem nördlichsten Ortsteil von Pankow, erreicht sie Berliner Stadtgebiet und schlängelt sich auf 18 km durch mehrere Berliner Stadtteile.
Entlang der Panke sind Kunstwerke verschiedener Bildhauer*innen zu entdecken. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dessen Verarbeitung im Sozialismus, wird das Bild des Menschen zum Gegenstand der künstlerischen Auseinandersetzung. In der DDR dient der „sozialistische Realismus“ zur künstlerischen Umsetzung programmatischer Inhalte mit Wirklichkeitsbezug. Auf dieser Tour werden unterschiedliche Objekte in den Blick genommen, nicht nur charakteristische Beispiele für die programmatische Kunstproduktion in der DDR, sondern ebenso Beispiele autonomerer künstlerischer Beiträge.
Station 1: Mitwelt, Künstler: Karl Blümel
Standort: Schlosspark Buch, "Mitwelt" Künstler: Karl Blümel, Datierung: 1981, Material: Bronze, Datierung: 1987, Aufstellung: 1988/1989, Material: Sandstein
Die Skulptur „Mitwelt“ entstand 1987, im Rahmen des Internationalen Bildhauersymposiums, welches anlässlich des 750-jährigen Bestehens von Berlin stattfand. Das Relief des behauenen Sandsteins besteht aus vielfältigen Motiven, die durch ihre Aufwärtstendenz eine Leserichtung von unten nach oben empfehlen. Menschen, Tiere, Planzen sowie Gegenstände des täglichen Gebrauchs erstrecken sich über die gesamte Stele, sind eng miteinander verwoben und verbunden durch das Geäst eines Baumes, dessen Blattwerk über allem emporragt. Die nackten Figuren, die sich nach den Früchten des Baumes recken, erinnern an Adam und Eva. Als Lebensbaum begri en, verbindet er symbolisch Himmel und Erde, Diesseits und Jenseits. Der Titel „Mitwelt“ beschreibt die Einheit von Mensch und Natur. So eng miteinander verschlungen, wie die in Stein gemeißelten Motive sind, so verbunden sind Mensch und Natur der Mitwelt.
Station 2: Mutter mit Kind, Künstler: Gerhard Rommel (1934–2014)
Standort: Walter-Friedrich-Straße 1 Ecke, Wiltbergstraße, Buch, "Mutter mit Kind" Künstler: Gerhard Rommel (1934– 2014), Datierung: 1968 (Entwurf); 1984 (Guss), Aufstellung: 1987, Material: Bronze
Geschickt positioniert, können die sich gegenüber stehenden Figuren von beiden Seiten betrachtet werden und erlauben eine gleichzeitige Vorder- bzw. Rückansicht der beiden Akte, deren gedrungene Körper eher massiv erscheinen. In ihrer nackten Zweisamkeit entsteht der Eindruck eines intimen Moments, in dem die Beziehung zwischen Mutter und Kind thematisiert wird. Mit der vermeintlich „natürlichen“ Darstellung der Frauenakte – die ihrer Umgebung schutzlos ausgeliefert sind – werden bis heute nicht nur veraltete Weiblichkeitskonzepte, sondern das Rollenbild der Frau als Mutter produziert. Der Entwurf für diese 1984 gegossene Bronze entstand ironischerweise 1968 – im Jahr der Frauenbewegung. Aufgestellt wurde sie allerdings erst 1987.
Station 3: Gänsetrieb, Künstler: Nikolaus Bode (*1938)
Standort: Franz-Schmidt-Straße, Grünanlage, Buch, "Gänsetrieb" Künstler: Nikolaus Bode (*1938), Datierung: 1976/1981, Aufstellung: 1976–1981, Material: Bronze, Beton, Granit
Eine mit den Flügeln schlagende Gans im Zentrum wird von vier weiteren Gänsen gerahmt. Der „Gänsetrieb“ als ländliches Motiv bildet einen Kontrast zu den zu DDR-Zeiten hochmodernen Plattenbauten, von denen die Plastik umgeben ist. Dabei besitzt die an die landwirtschalich-bäuerliche Prägung des Ortes erinnernde Plastik nicht nur ein nostalgisches Moment, sondern spiegelt darüber hinaus die Bedeutung der Landwirtschaft für das Selbstverständnis der DDR als „Arbeiter-und Bauern-Staat“ wieder. Die „Gänsegruppe“ wurde im Rahmen der künstlerischen Gestaltung des zwischen 1976 und 1981 errichteten Neubaugebiets durch Nikolaus Bode, Sabine Zache und Hans-Helmut Müller in der Grünanlage platziert.
Station 4: Bauarbeiter, Künstlerin: Evelyn Nitzsche-Hartnick
Standort: Mendelstraße, Ecke Stiftsweg (gegenüber Stiftsweg 33/34), "Bauarbeiter", Künstlerin: Evelyn Nitzsche-Hartnick, Datierung: 1955 (Entwurf), 1961 (Guss), Aufstellung: 1965 (?), Material: Bronze; Klinker (Sockel)
Die Bronzeplastik von Evelyn Nitzsche-Hartnick (1931–2017) fand ihren Platz innerhalb des Neubauprojekts, das nach dem Zweiten Weltkrieg geplant und 1959 fertiggestellt wurde. Gerade in der Aufbau- und Etablierungsphase der DDR war Kunst am Bau wichtiger Bestandteil der neuen sozialistischen Kulturpolitik. Im Stil des „sozialistischen Realismus“, den eine figürliche Formensprache kennzeichnet, wurde „volksnahe und realistische Kunst“ produziert, die der Propaganda idealisierter Gesellschaftsbilder diente. Selbstbewusst, ehrlich und treu wirkt der arbeitswillige Mann, der einen Stein geschultert hat. Ein weiterer Stein der selben Größe, die mit der des Mietshauses aus den 50er Jahren identisch ist, steht zu seinen Füßen hinter ihm. Die Plastik erinnert an den tatkräftigen Einsatz vieler am Wiederaufbau Beteiligter und ist ein Symbol des „Arbeiter-und-Bauern-Staats“.
Station 5: Grenzsoldat mit Kind, Künstler: Gerhard Rommel (1934– 2014)
Standort: Breite Straße / Bleichröderpark, "Grenzsoldat mit Kind", Künstler: Gerhard Rommel (1934– 2014), Datierung: 1969, Aufstellung: 1971, Material: Bronze
Ein Mann und ein Junge sitzen, off ensichtlich im Gespräch miteinander, auf einer Bank. Der oberkörperfreie Mann ist dem Jungen zugewandt, der sich gerade eine Kopfbedeckung aufzusetzen scheint. Die charakteristische Kopfbedeckung ist Teil der Uniform des Grenzsoldaten der 1956 gegründeten Nationalen Volksarmee der DDR (NVA). Die Bronzeplastik erscheint wie eine expressive, lebendige Momentaufnahme. Die Plastik bringt die Verbundenheit der NVA zur Jugend und deren sozialistischer Erziehung zum Ausdruck und wurde 1971 hier in dem wenige Jahre zuvor errichteten Jugendpark integriert. Rommels „Grenzsoldat mit Kind“ entstand 1969 – ein Jahr nach dem „Prager Frühling“. Dass Gerhard Rommel sich selbst in dem Grenzsoldaten porträtiert, kann als Zeichen der Identifikation mit der NVA und der DDR gelesen werden.
Station 6: Mutter und Kind, Künstler: Theo Balden (1904–1995)
Standort: Ossietzkystraße 12, "Mutter und Kind", Künstler: Theo Balden (1904–1995), Datierung: 1974 (Entwurf); 1988 (Guss), Aufstellung: 1988, Material: Bronze
Diese Plastik von Theo Balden ist ein spätes Beispiel autonomen künstlerischen Schaffens in der DDR und befreit von politischen Inhalten und stilistischen Einschränkungen. Miteinander verschmolzen sind die bronzenen Körper von „Mutter und Kind“. Auf den ersten Blick ällt es schwer, die abstrakten Formen der amorphen, ineinander übergehenden Körper zuzuordnen. Von vorn deutlich erkennbar sind zwei übereinander liegende Köpfe, wobei der Kopf im Zentrum der Plastik zwei Gesichter besitzt, die frontal und im Profil sichtbar sind. Die linksseitig nach oben greifenden Arme der Mutter stützen den Körper des Kindes. Obenauf liegt der kleinere Kopf des Kindes, dessen Gesichtsausdruck nachdenklich oder beinahe ernst wirkt. Befreit von jeglicher Weiblichkeit mag, abgesehen vom Titel, allerdings erst einmal wenig auf ihre Rolle als Mutter hindeuten.
Mit dieser Plastik von 1988 greift der Künstler, der am Bauhaus in Weimar studierte, das für ihn zentrale Mutter-Thema auf und rekurriert möglicherweise auf seine Biografie. Als Kind deutscher Auswanderer wird er als Otto Koehler in Brasilien geboren. Als sein Vater stirbt, kehrt seine Mutter mit ihren Kindern zurück nach Deutschland. Bei Baldens „Mutter mit Kind“ ist es die umsichtige Mutter, die allein, aber mit doppelter Aufmerksamkeit über ihr Kind wacht, es stützt und ihm mit ihren starken Armen Halt gibt.
Station 7: Carl von Ossietzky, Künstler: Klaus Wolf Simon (*1948)
Standort: Ossietzkystraße 24, "Carl von Ossietzky", Künstler: Klaus Wolf Simon (*1948), Datierung: 1989, Material: Bronze
Anlässlich des 100. Geburtstags von Carl von Ossietzky wurde das Denkmal des antifaschistischen Widerstandskämpfers 1989 hier aufgestellt. Die etwas überlebensgroße, statisch wirkende Plastik stellt den Pazisten, Autor und Herausgeber dar. Im Vergleich zum grob modellierten Körper, ist der Kopf mit charakteristischen Gesichtszügen Ossietzkys, vergleichsweise detailliert ausgearbeitet. Der Gesichtsausdruck wirkt in sich gekehrt, sein Blick geht ins Leere. Die Oberäche der Bronzeplastik weist eine starke Struktur auf. Für den Bronzeguss fertigte der Bildhauer Klaus Wolf Simon , der von 1983 bis 1986 Meisterschüler an der Akademie der Künste in Berlin war, ein Tonmodell an.
„Von mir ist weiter nichts zu sagen“ lautet die Inschrift auf der Rückseite an der Basis. Es ist ein Zitat Ossietzkys, das die Bescheidenheit des Widerstandskämpfers zum Ausdruck bringt. Der Herausgeber der Weltbühne, für die auch Kurt Tucholsky arbeitete, wird nach dem Reichstagsbrand 1933 von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) verhört und anschließend im Konzentrationslager Sonnenburg inhaftiert. Seine letzten beiden Lebensjahre verbringt der Friedensnobelpreisträger unter Aufsicht der Gestapo im Krankenhaus Nordend in Berlin-Niederschönhausen, wo er 1938 an den Folgen der KZ-Haft verstirbt. Seine Witwe, Maud von Ossietzky (1888–1974), wird nach dem Zweiten Weltkrieg Herausgeberin der Weltbühne und Bürgermeisterin von Pankow.
Station 8: Sitzender, Künstler: Manfred Salow (*1943)
Standort: Ossietzkystraße, "Sitzender", Künstler: Manfred Salow (*1943), Datierung: 1978, Aufstellung: hier seit 1998, Material: Bronze
Den Kopf abgewendet, blickt der „Sitzende“ gen Himmel. Der muskulöse Männerakt sitzt in natürlicher Haltung auf dem Boden. Ein Bein angewinkelt vor ihm liegend, das andere aufgestellt, stützt er sich gelassen mit einem Arm ab. Mit seiner Pose ist der Blick auf den muskulösen Oberkörper und den Intimbereich des Mannes, dessen Penis fehlt, freigegeben. Der durchmodellierte Körper wirkt betont männlich. So muskulös und doch verletzlich; so intim und doch unnahbar wirkt der nachdenkliche Mann, der einen keines Blickes würdigt. Die Plastik steht erst seit 1998 hier in der Ossietzkystraße, befand sich zu DDR-Zeiten vor der alten Kau alle in der Breite Straße. Die durchdachte Plastik erinnert an klassische Beispiele der Bildhauerkunst und ist in seiner reinen Formensprache weitgehend frei von der Doktrin des sozialistischen Realismus. Der Bildhauer Manfred Salow bespitzelte ür die „Stasi“ den Schauspieler Manfred Krug (1937– 2016), der in den 1970er Jahren sein Freund und Nachbar in Berlin-Niederschönhausen war. Im Gegenzug stellte ihm die Stasi Werkzeug für seine Arbeit als Bildhauer zur Verfügung.
Station 9: Aufbauhelferin, Künstler: Gertrud Classen (1905–1974)
Standort: Ossietzkystr., Ecke Am Schloßpark, "Aufbauhelferin", Künstler: Gertrud Classen (1905–1974), Datierung: 1952, Material: Bronze, Klinker
Zuversichtlich wirkt die Frau in Arbeitskleidung, die drei aufeinander gestapelte Ziegelsteine in ihren Händen hält. Die klare, reduzierte Formensprache verleiht ihr einen ruhigen Gesamteindruck. Die "Aufbauhelferin" hat in der Ossietzkystraße ihren Platz gefunden, wo Anfang der 1950er Jahre im Rahmen des Aufbauprogramms von Ost-Berlin neue Wohnhäuser entstanden. Hier erinnert sie an den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und vermittelt den Optimismus in der Anfangszeit der DDR. 1952 ist sie eines der ersten Kunstobjekte im öffentlichen Raum, das dem von der Kulturpolitik verordneten sozialistischen Realismus inhaltlich ganz und gar entspricht.
Der Auftrag für das Denkmal wird mit der Bildhauerin Gertrud Classen einer Widerstandskämpferin zuteil, die in der sogenannten „Roten Kapelle“ um Harro Schulze-Boysen und Arvid Harnack mitwirkt. An den Vereinigten Staatsschulen für freie und angewandte Kunst in Berlin leitete sie eine Widerstandsgruppe junger Künstler*innen und beteiligte sich an der Herstellung und Verbreitung antifaschistischer Flugblätter. Nach dem Zweiten Weltkrieg tritt sie in die Sozialistische Einheitspartei Deutschland (SED) ein. An der Akademie der Künste der DDR studiert sie bei Gustav Seitz und ist später Meisterschülerin von Fritz Cremer.
Station 10: Drei Frauen, Künstlerin: Carin Kreuzberg (*1935)
Standort: Elisabethweg, Ecke Ossietzkystr., "Drei Frauen", Künstlerin: Carin Kreuzberg (*1935), Datierung: 1979, Aufstellung: 1993, Material: Bronze
Die Bronzeplastik „Drei Frauen“ ist eine Figurengruppe aus drei stereotyp gestalteten, lebensgroßen Frauenplastiken, die eine interessante Spannung zwischen Nähe und Distanz erzeugt. Die einander zugewandten Halbakte wirken in sich geschlossen und dennoch distanziert zueinander, so unerschütterlich präsent und dennoch beinahe abwesend. Ihre Blicke gehen ins Leere, jede Figur ist ganz für sich, anmutig und ruhig. Die Plastik erinnert an die „Drei Grazien“, die Anmut und Schönheit und Heiterkeit verkörpern. Das Thema aus der griechischen bzw. römischen Mythologie ist seit Jahrhunderten ein traditionelles Motiv in der Kunst, das die Künstlerin hier vergleichsweise profan darstellt. Erst vier Jahre nach der Wende 1989/90 wurde die Bronzeplastik, welche die Künstlerin bereits 1979 entworfen hatte, hier aufgestellt.
Carin Kreuzberg studierte Bildhauerei an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden bei Walter Arnold und Hans Steger. Anschließend studierte sie an der Kunsthochschule Weißensee bei Heinrich Drake. Seit 1966 ist sie freischaffend in Berlin tätig.
Station 11: Julius-Fučík-Denkmal (Julius-Fucik-Denkmal), Künstler: Zdeněk Němeček (Zdenek Nemecek) (1931–1989)
Standort: Bürgerpark Pankow, Heinrich-Mann-Str. 1 / Wilhelm-Kuhr-Str. 9, "Julius-Fučík-Denkmal", Künstler: Zdeněk Němeček (1931–1989), Datierung: 1974, Material: Beton, Bronze
Das zwischen 1973 und 1974 errichtete Denkmal erinnert an den Widerstandskämpfer Julius Fučík (1903–1943). Der tschechoslowakische Journalist und Schriftsteller beteiligte sich maßgeblich an der kommunistischen Widerstandsbewegung, bis er 1942 in Prag von der Gestapo verhaftet wird. 1943 wird er nach Deutschland verschleppt und am 7. 9. 1943 ermordet. Das unter der Beteiligung verschiedener Künstler entworfene, mehrteilige Denkmal, wurde von dem tschechischen Architekten Vladimír Pýcha (1939–2017) konzipiert. Es besteht aus ünf verschieden hohen, versetzt angeordneten Betonstelen, rechteckigen Grundrisses, deren Seiten unterschiedlich gestaltet sind. Dadurch entsteht, je nach Betrachtungspunkt, ein anderer Eindruck. Das von dem Prager Bildhauer Zdeněk Němeček angefertigte Bronze-Porträt von Fučík, an der Front der mittleren Stele, kennzeichnet die Hauptseite des Denkmals. Die Stele rechts davon ziert ein in den Beton eingelassenes Ornament. Wie ein vertikales Band aus längsrechteckigen, aber auch wenigen runden Formen überzieht es diese und weitere Betonstelen. Die Stele links des Bronze-Porträts ist mit dem einem Zitat von Fučík versehen. „Menschen ich hatte euch lieb. Seid wachsam.“ Es stammt aus seiner in der Haft verfassten „Reportage unter dem Strang“ – einem der wichtigsten Zeugnisse europäischen Widerstands.
Station 12: Dichter und Mädchen, Künstlerin: Sabine Teubner MBaye (*1953)
Standort: Bürgerpark Pankow, "Dichter und Mädchen", Künstlerin: Sabine Teubner MBaye (*1953), Datierung: 1999, Material: Bronze
Die Figurengruppe umgibt eine seltsame Spannung. Auf den ersten Blick ist unklar, in welchem Verhältnis die beiden, zunächst solitär wirkenden Figuren, zueinander stehen. Das stehende „Mädchen“ erscheint eher unbewegt und statisch, ihr Gesicht ist nur angedeutet. Ein paar Meter von ihr entfernt liegt der „Dichter“, dessen muskulöser Körper ihr zugewandt ist, während sein Blick nach unten zu gehen scheint. Seine körperliche Präsenz wird durch die ruhende Haltung und den sinnenden Ausdruck gebrochen. Aus jeder neu eingenommenen Perspektive auf den ruhenden Mann entsteht ein neuer Eindruck seines Körpers und des Raumes, den die Plastik für sich einnimmt. Je nachdem, aus welchem Blickwinkel man die Figuren betrachtet, ergeben sich Überschneidungen, durch die ihre Wechselwirkung deutlich wird.
Die Künstlerin studierte Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee u. a. bei Werner Stötzer. Seit 1979 arbeitet sie in ihrem Atelier in Berlin Pankow. Ihr Arbeitsspektrum umfasst Bildhauerei, Malerei, Grafik, Performances und Installationen.
Station 13: Große Vegetative Landschaft, Künstler: Friedrich B. Henkel (*1936)
Standort: Bürgerpark Pankow, Wilhelm-Kuhr-Straße, "Große Vegetative Landschaft", Künstler: Friedrich B. Henkel (*1936), Datierung: 1990/91, Aufstellung: 1996, Material: Bronze, Klinker
Die große Bronzeplatte ist ein Konglomerat unterschiedlicher, zum Teil geometrischer Formen. Große und kleine kugelörmige, pyramidenähnliche Figuren und zackige Formen verteilen sich über die rechteckige Grundfläche, die sich zur Mitte hin erhöht. An einer Seite der Platte befindet sich ein Rad mit Zähnen bzw. Schaufeln. Die „Große Vegetative Landscha “ ist eine abstrahierte Darstellung des Bürgerparks. Bei den unterschiedlichen geometrischen Figuren handelt es sich um abstrakte Bäume und Büsche. Die zahnradähnliche Form greift die Geschichte des Parks auf, den der Verleger Hermann Killisch von Horn im 19. Jahrhundert auf dem ehemaligen Mühlengrundstück anlegen ließ. Die Plastik, für die der Künstler noch vor der Wende den Auftrag erhielt, wurde 1996 in der Nähe des Musikpavillons aufgestellt. Das Thema Landschaft spielt in den Arbeiten des DDR Künstlers der „zweiten Generation“ eine zentrale Rolle. In seinen Arbeiten drückt Henkel seine besondere Beziehung zur Landschaft aus. Hauptanliegen ist das Figürliche in der Landschaft und die Landschaft als Kunstfigur. Henkel schuf neben seinen Plastiken übrigens auch ein umfangreiches druckgraphisches Werk.