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Schönhauser Allee U-Bahnhof Dimitroffstr Neubau Nordausgang
Schönhauser Allee U-Bahnhof Dimitroffstr Neubau Nordausgang © Hotel Kastanienhof/ historische Sammlung

Der Stadtbezirk Pankow in der DDR-Zeit

Anfang und Ende der Deutschen Demokratischen Republik vollzogen sich im alten Berliner Stadtbezirk Pankow. Der erste eigenständige Staatsakt der jungen Republik im Jahre 1949 und die internationalen „Vier plus zwei“-Verhandlungen zur Auflösung dieses Staatsgebildes knapp eine Generation später im Jahr 1990 fanden denselben historischen Ort: Schloss Schönhausen in Pankow.

Die alten Stadtbezirke im Berliner Norden waren traditionelle Industrie- und Gewerbeorte der Magistrale. Im alten Bezirk Pankow wären zu nennen: der Anlagenbauer Bergmann, späterhin bekannt geworden als Bergmann-Borsig, die Metallfirma Niles und die Klinik- und Wissenschaftskomplexe in Buch. In Weißensee kann an die Betriebsstätten von Askania und Steremat, aber auch an das spätere Sternradio erinnert werden. Im alten Prenzlauer Berg erlangten für den Großberliner Stadtorganismus das große Gaswerk und der Zentralviehhof Bedeutung.

Schon unmittelbar nach der Niederlage des Dritten Reiches 1945 wurde Pankow für eine Siedlung der neuentstehenden deutschen kommunistischen Nomenklatura ausgewählt. Das bekannte „Städtchen“ am Majakowski-Ring entstand. Im Schloss Schönhausen wurde die korrekte staatsrechtliche Fassung des kleineren deutschen Staates begründet. Hier vereidigte der Präsident Wilhelm Pieck die erste Regierung. Er wohnte unmittelbar neben dem Schloss, weitere Repräsentanten der SED nicht weit entfernt. Lange Zeit war Pankow nicht nur ein Synonym für den Osten Berlins, den sowjetischen Sektor. „Pankow“ etablierte sich im Westen als ein Sammelbegriff für die DDR.

Auch im Berliner Norden hinterließen die Tage um den 17. Juni 1953 verunsicherte Bürger. Unruhen erschütterten die Pankower Betriebe. Der sozialistische Musterbetrieb Bergmann-Borsig legte komplett die Arbeit nieder.

In den 80er Jahren bildete sich in den drei alten Stadtbezirken eine Reihe von oppositionellen Vereinigungen heraus. Friedensgruppen und unabhängige Künstler suchten neue Wege zur freien Entfaltung für ihre Ideen. Auch ihnen war es zu danken, dass in der Nacht vom 9. zum 10. November 1989 an der Bösebrücke in Prenzlauer Berg die Berliner Mauer fiel und so der Kalte Krieg in Europa endete.

In Pankow tagte ab Dezember 1989 der Zentrale Runde Tisch der Republik, der den offenen Zusammenbruch der DDR verhindern half. Es entwickelte sich aber auch im Bezirk das Pankower Modell für den kommunalen Runden Tisch. Im Mittelpunkt stand die demokratische Einflussnahme auf die stadtbezirklichen Organe.

Die „Zwei-plus-Vier-Gespräche“ im Schloss Schönhausen beendeten für Deutschland die Nachkriegszeit und öffneten 1990 den Weg zur deutschen Einheit.

Im 21. Jahrhundert bilden dann die drei Stadtbezirke Pankow, Weißensee und Prenzlauer Berg den modernen Großbezirk Pankow. Heute leben weit mehr als 400.000 Einwohner und damit fast jeder zehnte Berliner im nordöstlichen Stadtbezirk.

Text: Dr. Martin Albrecht