Brotfabrik
Das heutige Kunst- und Kulturzentrum am Caligariplatz nennt sich nach der Brotbackfabrik, die das Haus bis 1952 nutzte.
1986 hatte die Kunsthochschule Berlin-Weißensee (Bühringstraße 20, zu erreichen über Gustav-Adolf-Straße) in dem Gebäude einen Jugendklub eingerichtet. Er war nach nur zwei Monaten aus politischen Gründen von den DDR-Behörden geschlossen worden. 1987 wurde der Jugendklub „An der Weißenseer Spitze“ mit Café, künstlerischen Arbeitsgemeinschaften und einem Off-Theater wieder eröffnet. Heute finden hier Ausstellungen, Kino-, Theater-, Cabaret-, Jazz- und Literaturveranstaltungen statt. Der Name des Caligariplatzes (nach dem expressionistischen Welt-Filmklassiker „Das Cabinet des Dr. Caligari“, Regie Robert Wiene, 1919) erinnert an die bis Ende der zwanziger Jahre existierende Filmstadt Weißensee. Gegenüber im Theater im Delphi (Gustav-Adolf-Str. 2), einem 1929 eröffneten ehemaligen Stummfilmkino kann man der Filmhistorie nachspüren. Im Volksmund heißt die Gegend um den Caligariplatz Weißenseer Spitze. Der Name leitet sich ab von einem spitzen Teil der Ländereien der Weißenseer Feldmark, der an das Gebiet von Pankow heranragte. Nach 1870 entstand auf den bis dahin landwirtschaftlich genutzten Flächen ein gemischtes Wohn- und Gewerbegebiet in typischer Vorstadtbauweise. Buchbinder, Drechsler, Kunstschnitzer, Maurer, Putzer, Sattler, Schlosser, Schneider und Tischler, denen die Mieten in der Reichshauptstadt zu hoch waren, siedelten sich an.
Seit der Bildung von Groß-Berlin im Jahre 1920 stoßen an der Weißenseer Spitze die damals neu entstandenen Bezirke und heutigen Stadtteile Weißensee, Prenzlauer Berg und Pankow aneinander.
© Ulrich Werner Grimm, Aktualisierung: Stefanie Gronau