Alte Pfarrkirche Pankow
Die Kirche „Zu den vier Evangelisten“ am östlichen Ende des früheren Dorfangers von Pankow stammt aus dem 13. Jahrhundert. Sie ist nach den vier Evangelisten des Neuen Testaments, Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, benannt.
Bereits um 1230 hatten Zisterzienser-Mönche an dieser Stelle eine kleine Dorfkapelle aus Granitfeldsteinen errichtet. Eine Kirchenglocke wird 1475 erstmals erwähnt. 1539 wurden Pankow und sein Gotteshaus evangelisch-lutherisch. 1832 baute Karl Wilhelm Redtel, unterstützt von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), die Kirche um. Zwischen 1857 und 1859 erweiterte der Schinkel-Schüler Friedrich August Stüler (1800-1865) die Kirche an der Westseite um einen dreischiffigen Anbau im neugotischen Stil und um die zwei achteckigen Türme. Stülers Westfassade ist heute nicht mehr sichtbar. 1908 wurde die Vorhalle mit dem Portal davorgesetzt. Die im April 1945 bei den Kämpfen um Berlin stark beschädigten Türme stellte man 1956 nicht mehr in der ursprünglichen Höhe wieder her. Die vier Glasfenster mit einer Darstellung der Evangelisten schuf 1959 die Künstlerin Inge Pape. Die Kanzel zeigt Bildnisse der Reformatoren Philipp Melanchthon, Martin Luther, Nikolaus Graf von Zinzendorf und Johannes Calvin. Sie ist eine Nachbildung der Kanzel in der Berliner Bartholomäuskirche. Das Innere der Kirche wurde mehrfach erneuert. Die heutige, seit 1859 vierte Orgel wurde 1972 eingeweiht. Den Altartisch fertigte 1971 Wolfgang Heger. Das Altarkreuz aus Kupfer und Emaille mit einem Corpus aus Messing, das zugleich den gekreuzigten und auferstandenen Christus zeigt, gestaltete 1972 Herbert Reinhold, der auch die Kerzenleuchter und das Bibelpult herstellte. Das Nagelkreuz von Coventry ist ein Zeichen des Todes und der Vergebung. Es erinnert an die Zerstörung der englischen Stadt Coventry durch die deutsche Luftwaffe am 14. November 1940. Das Nagelkreuz ist eine Nachbildung des wesentlich kleineren und versilberten Originals, das der Pankower Gemeinde 1962 vom Propst der Kathedrale von Coventry verliehen worden war und in den 1960er-Jahren gestohlen wurde. Die Pfarrkirchengemeinde Alt-Pankow gehört dem Verein deutscher Nagelkreuz-Gemeinden an, die Versöhnungskontakte in andere Länder unterhalten. Nach der Errichtung der Nazi-Diktatur 1933 blieb die evangelische Pankower Kirchengemeinde von 1935 bis 1945 eine Hochburg der Bekennenden Kirche, die die nationalsozialistische Kirchenpolitik ablehnte. An jedem ersten Freitag im Monat trifft sich der aktiv arbeitende Friedenskreis. Die Friedensarbeit begann 1981, in der Zeit der atomaren Aufrüstung von NATO und Warschauer Pakt. Unter dem Motto „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ war der Friedenskreis offen für die Mitarbeit von Christen und Atheisten. Als ein Zentrum der Opposition in der DDR stand er unter besonderer, massiver Beobachtung der staatlichen Stellen. Zahlreiche Mitglieder übernahmen in der Zeit der Wende in der DDR 1989/90 politische Funktionen in den neu gegründeten Parteien und Bürgerbewegungen.
© Ulrich Werner Grimm