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Alte Lateinschule Bernau

Die große Kirche hier dürfte die St. Marienkirche sein. Die stammt übrigens noch aus dem 15. Jahrhundert. Im Mittelalter war es außerdem üblich, dass die Kirche und der Marktplatz das Zentrum einer Stadt bildeten. Demnach müsste der Marktplatz hier auch ganz in der Nähe sein, danach können wir nachher mal Ausschau halten, da wird bestimmt was los sein. Siehst du die Gruppe dahinten vor dem weißen Haus, Karl? Sieht aus, als würden sie für etwas proben, die halten auch alle ein Blatt Papier in der Hand. Oh! Achtung! Da ist einem Mädchen das Blatt aus der Hand geweht, lass uns ihr schnell helfen. Hier hast du dein Blatt wieder!
Dankeschön.
Sage mal, ich habe eben mal auf dein Blatt gelunscht. Was hat es denn mit dem Froschmeuseler auf sich, den ihr lernt? Die Passage “Das sind gefährliche Katzen, die vorne lecken und hinten kratzen”, die du da markiert hast, kommt mir irgendwie bekannt vor. 

  • Ist das (a) ein Ausdruck von Schadenfreude? (b) ein Ausdruck für Scheinfreude, bzw. Scheinheiligkeit?

Das bedeutet sowas wie Scheinheiligkeit im Neudeutschen, also die Art, vorne herum auf freundlich zu tun, aber hinten rum jemanden schlecht zu machen. Weil du gefragt hast, der Froschmeuseler gehört zu den umfangreichsten Tierepen der Literaturgeschichte. Daher kennt man eventuell auch die eine oder andere Passage aus der Geschichte. Grob zusammengefasst geht es um einen Krieg zwischen Fröschen und Mäusen, der aus einem unbeabsichtigten Unglück resultiert. Der Mäuseprinz Bröseldieb macht am Ufer eines Sees die Bekanntschaft mit dem Froschkönig Bausback. Nach einer langen Unterhaltung lädt der Froschkönig den Mäuseprinz in sein Wasserschloss ein und nimmt die Maus auf seinen Rücken. Als sich auf dem Weg zum Schloss aber eine Wasserschlange nähert, taucht der Frosch unter, wodurch der Mäuseprinz ertrinkt. Daraufhin erklären die Mäuse den Fröschen einen furchtbaren Krieg. Interessant ist, dass in dem Werk sämtliche Zitate aus der Bibel, aus Luthers Tischreden, als auch aus wissenschaftlichen Werken der Tier- und Pflanzenkunde aufgegriffen werden und somit schuf aus einem ursprünglich humoristischen Werk eine Enzyklopädie mit einem lehrhaften Anspruch wurde. Spannend ist auch, dass die Tiere in der Geschichte nach ihren animalischen Eigenschaften agieren, die sich zum Großteil aus den Merkmalen und Charakteristika ergeben, die man den jeweiligen Tieren zur damaligen Zeit zugesprochenen hat.
Wow, solch eine Thematik hätte ich bei dem Namen gar nicht vermutet. Du hast jetzt aber die Geschichte erzählt, aber uns noch nichts zu dem Autor gesagt. Wer hat den Froschmäuseler denn verfasst?
Geschrieben wurde das ganze Georg Rollenhagen. Der hat das Stück quasi nach einer Vorlage geschrieben, einem Fabelepos, der fälschlicherweise dem griechischen Dichter Homer zugeschrieben wurde. Allerdings dehnte Rollenhagen das Ursprungswerk noch um einiges aus. Aus 400 Versen in der Vorlage wurden unter Rollenhagen 5500, also geklaut hat er die Geschichte wirklich nicht. Na gut, ich muss jetzt leider wieder, die Probe geht weiter. Schaut euch aber gerne noch bei uns an der Lateinschule um. Hier gibt es auch eine Infotafel zu dem Gebäude.

  • Ach das ist schon die Lateinschule? Ich dachte, das sei vielleicht ein kleines Pfarrhaus. Na dann vielen Dank für die Geschichte, die ist ja wirklich regelrecht reißerisch! Die Infotafel schauen wir uns auf jeden Fall an, danke für den Tipp und viel Erfolg bei deiner Probe. *Sucht die Infotafel! 

Ja schau mal Martha, der Dichter Georg Rollenhagen, der den Froschmeuseler geschrieben hat, muss hier Schüler gewesen sein. Hier in der Schule gab es aber laut der Tafel meist nur gymnasiale Unterstufen, die auf das richtige Gymnasium vorbereitet haben. Und wo ist er dann hingegangen? Ah, ich habe es mal schnell gegoogelt. Hier bei Wikipedia steht, dass er das Gymnasium in Prenzlau und Magdeburg besuchte und anschließend in Wittenberg studiert hat. Dort promovierte er zum Magister der Philosophie. Das passt ja auch irgendwie, wenn man eine Geschichte über die Reaktionen in der Tierwelt schreibt.